Sport

Eintrag als Langweiler in die Geschichtsbücher

Heute Redaktion
Teilen

Das 300. Duell zwischen Rapid und der Austria wird keinen Ehrenplatz in der mehr als hundertjährigen Derby-Geschichte einnehmen. Die Jubiläumsausgabe am Samstagabend im Ernst-Happel-Stadion avancierte zu einem torlosen Langweiler auf teilweise erschreckend schwachem Niveau. "Das war kein fußballerischer Leckerbissen", analysierte Austrias Kapitän Manuel Ortlechner das erste Derby-0:0 seit 25. November 2007 treffend.

Das 300. Duell zwischen Rapid und der Austria wird keinen Ehrenplatz in der mehr als hundertjährigen Derby-Geschichte einnehmen. Die Jubiläumsausgabe am Samstagabend im Ernst-Happel-Stadion avancierte zu einem torlosen Langweiler auf teilweise erschreckend schwachem Niveau. "Das war kein fußballerischer Leckerbissen", analysierte Austrias Kapitän Manuel Ortlechner das erste Derby-0:0 seit 25. November 2007 treffend.

Die Besonderheit des 300ers dürfte auf jeden Fall kein Hemmschuh für die Akteure gewesen sein. "Das war mir so egal, wie ob es am Sonntag bei der Mama Schnitzel oder Faschiertes gibt", stellte Rapid-Verteidiger Markus Katzer klar. Genauso klare Worte fand Katzer auch über die fußballerische Qualität der Partie: "Das Spiel war teilweise katastrophal."

Sein Trainer Peter Schöttel sah vor allem den von der Austria angemischten Abwehrbeton als Spielverderber: "Ich bin weder mit dem Punkt noch mit der Leistung zufrieden. Ich war überrascht, wie wenig sich die Austria am Spiel beteiligt hat." Als Faktor für das fehlende Selbstvertrauen mancher Rapid-Akteure nannte Schöttel die alles andere als derbywürdige Atmosphäre, die durch den Stimmungs-Boykott des harten Kerns der grün-weißen Fans entstand.

"Es ist nicht so einfach für die Spieler, wenn Unruhe von außen hereingetragen wird. Deshalb müssen wir jetzt als Gruppe sehr eng zusammenrücken", meinte Schöttel. In einem Boxkampf wäre nach Schlusspfiff dennoch wohl Rapid zum Punktesieger gekürt worden. Denn die Grün-Weißen taten um eine Nuance mehr fürs Spiel und fanden durch Christopher Trimmel (47., 86.) auch die zwei besten Chancen der Partie vor.

Schöttel befand sich nach dem Derby neuerlich in der kuriosen Situation, sich trotz Tabellenführung rechtfertigen zu müssen. "Das geht mir seit acht, neun Wochen so. Auch wenn es manche nicht fassen können, wir lachen weiter von der Tabellenspitze", sagte der langjährige Rapid-Verteidiger mit einem Schmunzeln.

Der 44-Jährige weiß aber ganz genau, dass trotz Platz eins in Hütteldorf bei weitem nicht alles eitel Wonne ist. Nicht nur aufgrund des schwelenden Konflikts mit den Fans, sondern auch aus sportlichen Gründen. Denn die Grün-Weißen sind zwar mittlerweile elf Ligaspiele ohne Niederlage, in dieser Bilanz verstecken sich aber gleich sieben Remis und nicht weniger als vier 0:0 in den jüngsten fünf Partien. "Nach vier 0:0 gehen einem Trainer auch die Argumente aus", gestand Schöttel.

An seinem Spielsystem oder seinen Stürmern zweifelt Schöttel aber keinesfalls. "Nein, sicher nicht. Wir sind stabil und schwierig zu schlagen. Gegen uns spielt keiner gerne. Aber wir müssen nach vorne kreativer und im Abschluss kaltschnäuziger werden. Dafür haben wir genügend Qualität in der Offensive", erklärte Schöttel.

Vastic war als Spieler ein kreativer Ausnahmekönner, als Trainer der Austria geht er aber mit massiver Defensivtaktik lieber auf Nummer sicher. Zumindest vorerst. Und Vastic hat dafür auch gute Argumente. "Wir hatten einen schwierigen Winter, in dem viele Spieler gegangen und gekommen sind. Und wir hatten nicht viel Zeit. Die Mannschaft hat Potenzial, muss sich aber erst einspielen", erklärte Vastic, warum er derzeit eine Art Schadensbegrenzung betreiben lässt.

Deshalb machte Österreichs einziger EM-Torschütze auch einen deutlich zufriedener Eindruck als sein Gegenüber Schöttel. "Im Grund bin ich mit der Leistung und dem Punkt sehr zufrieden. Die Partie war taktisch defensiv orientiert. Wir haben gewusst, dass Rapid im Konter Stärken hat, deshalb wollten wir ihnen keine Räume anbieten", sagte Vastic über sein Konzept, das unterm Strich auch mit vier Punkten und 2:0-Toren zum Frühjahrsauftakt aufging. Zudem ist die Austria mittlerweile vier Derbys ungeschlagen und im Happel-Stadion gegen Rapid weiter seit 2001 ohne Niederlage.

APA/red