Antarktis

Eisberg bricht ab und legt Unterwasserwelt frei

Ein Eisberg hat sich von einem antarktischen Schelfeis gelöst und laut Forschern ein florierendes Ökosystem unter dem Eis freigelegt.
02.04.2025, 08:29

Am 13. Jänner brach der Eisberg mit dem klingenden Namen A-84 vom George-VI-Schelfeis ab – einem riesigen, schwimmenden Gletscher, der mit dem Eisschild der Antarktischen Halbinsel verbunden ist, wie das Schmidt Ocean Institute mitteilte.

Die Überreste dieses massiven Abbruchs wurden vom Forschungsschiff "R/V Falkor (too)" aus beobachtet. Der Meeresboden darunter, der zuvor von 540 Quadratkilometern Eis bedeckt war, war für Menschen bislang unerreichbar. Ein Forschungsteam an Bord des Schiffs ließ alles stehen und liegen, um sich zur Abbruchstelle aufzumachen. Die spontane Kursänderung wurde von Jyotika Virmani, der Direktorin des Schmidt Ocean Institute, als ein "glücklicher Zufall" beschrieben.

Meeresboden mit Tauchroboter untersucht

"Wir haben die Gelegenheit ergriffen, unseren Expeditionsplan geändert und uns auf den Weg gemacht, um zu sehen, was sich in der Tiefe darunter befindet", so Patricia Esquete, Co-Leiterin der Expedition und Biologin am Centre of Marine and Environmental Studies auf den Amerikanischen Jungferninseln.

Eine Gruppe von Schwämmen, die an einem Teil des Meeresbodens befestigt ist, der bis vor kurzem noch vom George-VI-Schelfeis bedeckt war.
ROV SuBastian/Schmidt Ocean Institute

Das Team traf am 25. Jänner am Ort des Geschehens ein und untersuchte den Meeresboden acht Tage lang mithilfe eines ferngesteuerten Tauchroboters, der fast 400 Meter tief tauchte, um Daten über das bislang unerforschte Meeresgebiet zu sammeln.

"Wunderschönes" Ökosystem entdeckt

Unerwartet entdeckten die Forscher ein "wunderschönes, blühendes Ökosystem", so Esquete. Die Fülle an Lebewesen und die große Artenvielfalt überraschten die Wissenschaftler, insbesondere da Tiefsee-Ökosysteme in der Regel auf Nährstoffe von der Oberfläche angewiesen sind, die langsam zum Meeresboden sinken – ein unwahrscheinliches Szenario unter einer 150 Meter dicken Eisschicht. Die Forschenden vermuten, dass Meeresströmungen für den Transport lebenswichtiger Nährstoffe verantwortlich sein könnten.

Zu den in diesem bislang unbekannten Ökosystem entdeckten Arten gehören große Korallen und Schwämme, die eine Vielzahl von Meereslebewesen beherbergen, darunter Eisfische, riesige Seespinnen und Kraken. Es wird vermutet, dass sich unter ihnen auch bislang unentdeckte Arten befinden. Basierend auf der Größe der Tiere geht Esquete davon aus, dass diese Lebensgemeinschaften dort seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten existieren.

Wichtige Erkenntnisse über Meeresanstieg

"Der Eisverlust des antarktischen Eisschilds ist ein wesentlicher Faktor für den weltweiten Anstieg des Meeresspiegels", erklärte Sasha Montelli, Co-Leiterin der Expedition und Forscherin am University College London. Der freigelegte Meeresboden ermöglichte es dem internationalen Forscherteam, entscheidende Daten über das frühere Verhalten des antarktischen Eisschildes zu sammeln.

"Unsere Arbeit ist entscheidend, um die jüngsten Veränderungen in einen größeren Kontext zu setzen und unsere Fähigkeit zu verbessern, zukünftige Entwicklungen vorherzusagen – Vorhersagen, die für politisches Handeln von Bedeutung sind", sagte Montelli.

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