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Ellbogen-Rowdy Sagan: "Habe ihn nicht gesehen!"

Der Weltmeister leistet sich im Gerangel um den Tagessieg in der 4. Etappe ein Foul. Die Jury schließt ihn deshalb von der Tour de France aus.

Heute Redaktion
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In 24 Stunden vom umjubelten Star zum Buh-Mann – dieses Szenario erlebte Peter Sagan bei der 104. Tour de France. Am Montag in Longwy noch siegreich, wurde der Weltmeister in Vittel von der Jury nach einer unfairen Aktion gegen Mark Cavendish disqualifiziert.

Peter Sagan wird von der diesjährigen Tour de France ausgeschlossen, weil er mit seiner Aktion auf der Zielgeraden mehrere Rennfahrer-Kollegen in Gefahr gebracht hat. Dieses Urteil verkündete Jury-Präsident Philippe Marien im Medienzentrum gut 90 Minuten nach dem Ende der 4. Etappe über 207,5 km von Mondorf-les-Bains nach Vittel.

Verschärfung der Strafe

Der slowakische Sprintstar vom deutschen Team Bora-Hansgrohe hatte rund 200m vor der Ziellinie den rechten Ellbogen ausgefahren und Cavendish bei Tempo 60 gegen die Absperrgitter gedrängt. Dieser stürzte ebenso wie zwei nachfolgende Fahrer, die dem am Boden liegenden Briten nicht mehr ausweichen konnten.

Zunächst hatte die Rennjury Sagan nur mit einer Deklassierung vom 2. Platz (hinter Tagessieger Arnaud Démare) sowie einer 30-Sekunden-Strafe belegt, zudem wären ihm in der Punktewertung nicht weniger als 80 Zähler abgezogen worden. Bereits damit wäre es äußerst schwierig geworden für den zweifachen Straßenweltmeister, der seit seiner ersten Tour-Teilnahme 2012 fünfmal in Serie das grüne Trikot nach Paris gebracht hatte. Eine Stunde danach aber wurde die Strafe maximal verschärft.

Von Sagan selbst war nach seiner Disqualifikation keine Aussage greifbar. Doch offenbar hatte der Slowake nach dem Vorfall ein schlechtes Gewissen. Er begab sich umgehend zum Teambus von Cavendish, wo er sich entschuldigen wollte. "Ich konnte ihm nicht mehr ausweichen", schilderte Sagan seine Sicht der Dinge – die Jury sah dies freilich anders.

Cavendishs Aufgabe – Sagan-Team legt Protest ein

Die Verletzungen bei Cavendish, den mit 30 Etappensiegen bei der Tour erfolgreichsten aktiven Rennfahrer, sind doch schwerer als zunächst befürchtet. Wie sein Team Dimension Data in der Nacht auf Mittwoch mitteilte, erlitt der frühere Weltmeister bei seinem schweren Sturz einen Bruch des rechten Schulterblatts und muss die Tour beenden. Dies ergaben Untersuchungen im Krankenhaus in Nancy. Eine Operation bleibt Cavendish zunächst erspart.

"Ich bin natürlich unheimlich enttäuscht", so Cavendish. "Ich sah mich in einer guten Position zu gewinnen, diese zu verlieren und sogar die Tour verlassen zu müssen, ein Rennen, um das ich meine ganze Karriere gebaut habe, ist wirklich traurig." Den Rest der Rundfahrt wird er nun vor dem Fernseher verfolgen.

Sagans Team Bora-Hansgrohe legte am späten Dienstagabend offiziell Protest ein gegen den Ausschluss seines Stars. Der Slowake habe versichert, Cavendishs schweren Sturz "weder verursacht noch in irgendeiner Weise beabsichtigt zu haben", ließ das Team verlauten. "Im Sprint habe ich Mark nicht gesehen. Er kam von rechts und ich wollte an das Hinterrad von Kristoff. Mark kam sehr schnell von hinten und hat mich berührt. Ich hatte keine Zeit zu reagieren und er kam zu Sturz", wurde Sagan in der Mitteilung seines Teams zitiert. Die Bora-Mannschaft sei mit der Disqualifikation nicht einverstanden und fordere die Wiederaufnahme in die Ergebnisliste, hieß es weiter.

(Heute Sport)

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