Baby soll mitreden

Eltern sollen Babys beim Wickeln um Erlaubnis fragen

Eine Uni in Australien sorgt für Aufregung: Eltern sollen Babys künftig um Erlaubnis bitten, bevor sie die Windel wechseln.
Nick Wolfinger
19.11.2025, 10:41
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Windel auf, Popo sauber machen, neue Windel rauf – so läuft das in den meisten Familien ab. Doch das könnte sich bald ändern. Zwei Forscherinnen der Deakin University in Australien bringen gerade mit einem Leitpapier eine Idee ins Rollen, die bei vielen für Stirnrunzeln sorgt: Sie fordern, dass Eltern ihre Babys vor dem Windelwechsel um "Zustimmung" bitten sollen.

Baby um Zustimmung bitten

Klingt im ersten Moment verrückt – schließlich können Babys noch gar nicht sprechen. Aber genau darum geht es nicht. Die Pädagogen empfehlen, dem Baby in einfachen Worten anzukündigen, was gleich passiert, und dann kurz innezuhalten. So sollen Eltern lernen, auf nonverbale Signale wie Blickkontakt oder Körperspannung zu achten. Ziel ist eine sogenannte "Kultur der Zustimmung", die schon im Säuglingsalter beginnen soll.

„Eltern sollten nicht warten, bis ihre Kinder Teenager sind, um über angemessene Berührungen zu sprechen oder darüber, dass jeder das Recht hat, selbst zu bestimmen, was mit seinem Körper geschieht.“
Katherine Bussey, Nicole DownesIn ihrem Leitpapier der Deakins University, 13. November 2025

Was steckt dahinter?

Die Idee ist nicht neu, aber jetzt bekommt sie neuen Rückenwind – durch Empfehlungen an australische Kindergärten, wo Pädagogen beim Wickeln oder Spielen künftig explizit auf das Einverständnis der Kleinen achten sollen. Auch in sozialen Netzwerken geht das Thema gerade viral: Tausende Eltern diskutieren, ob das Ganze pädagogisch sinnvoll oder einfach nur weltfremd ist.

Die Befürworter argumentieren: Wer Kinder früh an das Prinzip "Dein Körper gehört dir" heranführt, stärkt ihr Selbstwertgefühl und schützt sie später besser vor Übergriffen. Das beginnt mit Respekt im Alltag – auch beim Windelwechsel.

Kritiker hingegen meinen: Die Praxis sei lebensfremd, vor allem bei schreienden Babys oder im hektischen Alltag. "Babys können keine Zustimmung geben", heißt es oft – oder spöttisch: "Darf ich jetzt auch die Erlaubnis einholen, bevor ich füttere?". Dabei geht es laut den Forscherinnen aber nicht wirklich darum, auf eine Antwort des Babys zu warten. Vielmehr sollen diese Fragen schon kleinen Kindern das Thema Einverständnis beibringen, bevor sie sprechen können.

Wie soll das konkret aussehen?

Die Forscher raten zu folgenden Schritten:

■ Dem Baby ankündigen: "Ich werde jetzt deine Windel wechseln, okay?"

■ Ablenkungen wie Spielzeug weglassen – damit das Kind den Vorgang bewusst mitbekommt

■ Fachbegriffe wie "Vulva,  "Penis" oder "Anus" verwenden – so wird Körperwissen gestärkt

Reaktion auf Missbrauchskandale

Die neue Aufmerksamkeit rund um das Thema ist kein Zufall. In Australien werden Pädagogen derzeit flächendeckend in "Consent Education" geschult – eine Reaktion auf Missbrauchsskandale der vergangenen Jahre. Die Idee: Respekt beginnt nicht erst in der Schule, sondern auf dem Wickeltisch.

Auch in Europa findet das Konzept langsam Anklang – wenn auch oft mit Skepsis. Immer mehr Eltern suchen nach Wegen, wie sie Kinder früh stärken können, ohne sie zu überfordern.

{title && {title} } NW, {title && {title} } Akt. 19.11.2025, 11:26, 19.11.2025, 10:41
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