Nach dem Tod einer vierköpfigen deutschen Familie in Istanbul verdichten sich die Hinweise auf eine Vergiftung als Todesursache. Aus einem Papier der Gerichtsmedizin, das dem "Spiegel" vorliegt, geht hervor, dass die Familie "durch eine chemische Substanz vergiftet worden sein" könnte, der sie im Hotel ausgesetzt war.
Laut Medienberichten sollen nicht zugelassene Schädlingsbekämpfungsmittel im Hotel eingesetzt worden sein. Nach Angaben der Ermittler und Medienberichten war die Familie wenige Stunden vor dem Auftreten der Symptome dem Pestizid Aluminiumphosphid ausgesetzt – einem Mittel, das im Erdgeschoss des Hotels gegen Bettwanzen eingesetzt worden sein soll.
Eine Vergiftung mit Aluminiumphosphid äußert sich zunächst durch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und starke Bauchschmerzen. Anschließend können rasch gravierende Störungen des Herz-Kreislauf-Systems auftreten, bis hin zu Schockzuständen und Multiorganversagen.
Das Mittel könnte sich laut Untersuchungsbehörden entweder über das Belüftungssystem im Gebäude ausgebreitet haben oder auf bislang ungeklärte Weise in das Wasser der Hotelzimmer gelangt sein.
Eine zuvor in Betracht gezogene Lebensmittelvergiftung ist demnach unwahrscheinlich. Zurzeit würden Proben jener Pestizide untersucht, die im Gebäude zum Einsatz kamen. Die Untersuchungen laufen noch an. Der erste vorliegende forensische Bericht komme jedenfalls zu dem Schluss, "dass es sich um eine chemische Vergiftung im Hotel und nicht, wie zunächst angenommen, um eine Lebensmittelvergiftung handeln könnte".
Der Verdacht auf eine Vergiftung erhärtet sich, nachdem zwei weitere Hotelgäste mit ähnlichen Beschwerden ins Spital gebracht wurden. Das Hotel wurde daraufhin am Samstag evakuiert und am Sonntag von den Behörden geschlossen.
Die Familie war für einen Urlaub nach Istanbul gereist. Aufgrund von Übelkeit und Erbrechen wurde die Familie in ein Spital mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung eingeliefert und vorübergehend entlassen.
Nachdem sich der Zustand verschlechtert hatte, wurde die gesamte Familie in der Nacht erneut in ein Spital gebracht. Kurz darauf starben beide Kinder, danach die Mutter. Der Vater lag einige Tage auf der Intensivstation, bevor auch er am Montag verstarb.
Unmittelbar nach dem Vorfall wurden insgesamt elf Männer festgenommen, überwiegend Lebensmittelverkäufer. Zudem nahmen die Ermittler zwei Hotelmitarbeiter sowie jene Person in Gewahrsam, die für die Schädlingsbekämpfung im Hotel verantwortlich gewesen sein soll. Am Montagabend ordneten die Behörden schließlich Untersuchungshaft für vier der Verdächtigen an.