Emils Fall ist besonders: Ursprünglich wohnte Emil in Deutschland, wo es aufgrund des Selbstbestimmungsgesetzes deutlich einfacher ist, das Geschlecht zu ändern als in Österreich. Eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 4. Oktober 2024 stellte jedoch klar: Geschlechts- und Namensänderungen, die in einem EU-Land durchgeführt wurden, müssen von allen anderen EU-Ländern anerkannt werden. Auch in Österreich kann man sich das "X" somit in den Pass schreiben lassen.
Anfangs wollte Emil den beschwerlichen Weg gar nicht auf sich nehmen und erzählt gegenüber "Heute": "Ich dachte erst, es zahlt sich nicht aus, einen diversen Pass anzufragen." Doch trotzdem meldete sich Emil beim Wiener Standesamt. "Als dann die E-Mail kam, dass ich einen Termin für den 'divers'-Eintrag bekommen habe, habe ich mich riesig gefreut!" Das wurde sogar mit einem Sekt gefeiert. Emil hebt jedoch hervor: "Das ist ein Spezialfall bei mir, weil ich auch einen Wohnsitz in Deutschland habe. Viele Non-binäre in Österreich macht es psychisch fertig, dass ihr Geschlecht nicht anerkannt wird", weiß Emil selbst.
Dass die Eintragung des Geschlechts von Kleinigkeiten wie dem Wohnsitz abhängt, findet Emil "absurd". Einen non binären Pass ohne solche Schlupflöcher zu bekommen, ist in Österreich nicht ganz einfach. "Man muss sich dann zwischen 'männlich' und 'weiblich' entscheiden", erklärt Emil, der selbst als Frau großgezogen wurde. Obwohl Emil den geänderten, diversen Pass seit zwei Wochen in den Händen hält, gibt es noch Einschränkungen. "Mit dem 'X' im Pass kann ich aller Voraussicht nach zum Beispiel nicht mehr in die USA einreisen", denn in verschiedenen Ländern gelten unterschiedliche Regeln für den genderneutralen Pass. Für Betroffene seien diese Regelungen extrem verwirrend und belastend, erzählt Emil. Der Fall sei so speziell, dass er nicht als richtungsweisend gesehen werden kann.