Ein "X" im Reisepass könnte bald zur Normalität werden – die erste non-binäre Person in Wien hat nun ihren genderneutralen Pass ausgestellt bekommen. Nicht männlich, nicht weiblich, sondern „divers“! Doch einfach ist der Prozess nicht, wie Emil selbst weiß.
In Österreich können derzeit sechs Geschlechter eingetragen werden – ob "nicht-binär" bald auch dazu zählt, wird derzeit vom Verwaltungsgerichtshof diskutiert. Bei Emil steht das "X" seit zwei Wochen jedoch bereits im Pass, es steht in diesem Fall für nicht-binäre Personen.
Der entscheidende Trick: Emil hat auch einen Wohnsitz in Deutschland. Dort gilt seit 2024 das Selbstbestimmungsgesetz – den Geschlechtseintrag zu ändern ist damit wesentlich einfacher. Das deutsche Standesamt erkennt auch "divers" als Geschlecht an. Laut einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Oktober 2024 gilt: Wenn in einem EU-Land ein Geschlechtseintrag offiziell geändert wurde, müssen alle anderen EU-Länder das anerkennen. Kurz gesagt: Eine EU – ein Geschlecht.
Weil Österreich den Eintrag zunächst nicht übernommen hatte, stellte Emil einen Antrag beim Magistrat Wien 15/16. "Ich hatte zwei verschiedene Geschlechtseinträge in der EU – mein legales Geschlecht änderte sich wöchentlich beim Grenzübertritt."
Im Bezirksamt für den 15. und 16. Bezirk wurde nun ebenfalls ein neutraler Pass ausgestellt. Statt sich für "männlich" oder "weiblich" entscheiden zu müssen, konnte Emil einfach "nicht-binär" angeben. Somit wurde der erste genderneutrale Pass ausgestellt.
Für nicht-binäre Menschen, die nur in Österreich wohnen, ändert sich vorerst jedoch nichts, da es sich um einen seltenen Spezialfall handelt. Sie müssen weiter warten, bis die heimischen Höchstgerichte über ihre Fälle entschieden haben.
