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"Enthüllungs-Bischof" im ORF – "das hat mir weh getan"

Er verriet die letzten Worte von Papst Benedikt XVI. und erlebte, wie erstmals ein Papst seinen Vorgänger beerdigte: Erzbischof Georg Gänswein im ORF.

Rene Findenig
Mit seinem Enthüllungsbuch wirbelte Erzbischof Georg Gänswein jede Menge Staub auf.
Mit seinem Enthüllungsbuch wirbelte Erzbischof Georg Gänswein jede Menge Staub auf.
Screenshot ORF

Ex-Papst Benedikt XVI. war am 31. Dezember gestorben, nur einen Tag später enthüllte sein Privatsekretär die letzten Worte von Joseph Ratzinger. Der frühere Papst Benedikt XVI. soll kurz vor seinem Tod die Worte "Herr, ich liebe Dich" gesagt haben. Das habe ein Krankenpfleger erzählt, der sich um den 95-Jährigen gekümmert habe, teilte Benedikts langjähriger Sekretär Georg Gänswein mit. Dabei habe Benedikt Italienisch gesprochen, seine Stimme sei schwach, das Gesagte aber verständlich gewesen. Später an dem Morgen starb das frühere katholische Kirchenoberhaupt. Nicht die einzige Enthüllung Gänsweins.

Viel Staub im Vatikan wirbelte Gänsweins Buch "Nichts als die Wahrheit. Mein Leben mit Benedikt XVI." auf. Zahlreiche Geistliche warfen Gänswein (er küsste auch den Sarg von Benedikt) vor, den Tod des Papstes plakativ auszunutzen, Medien wiederum sahen in dem Enthüllungsbuch eine scharfe Kritik am Nachfolger, Papst Franziskus. Er habe Papst Franziskus sicherlich nicht kritisiert, erklärte Gänswein dagegen am späten Montagabend in der "ZIB2" bei Moderator Armin Wolf – er habe "berichtet, was ich erlebt habe". Wer darin eine Kritik sehen wolle, könne das tun, so Gänswein, er erkenne sie nicht.

"Dann sagt er mir das persönlich"

"Auch bestimmte große Zeitungen sind nicht das Evangelium", sagte Gänswein zu den Berichten über sein Buch und dass es viele Journalisten als Angriff auf Papst Franziskus verstanden hätten. Und dass Franziskus zeitlich nahe an seinem Buch vor "Fake News" warnte, damit habe er nicht ihn gemeint, so Gänswein: "Wenn Papst Franziskus etwas an mir auszusetzen hat, sagt er mir das persönlich." Auch den Vorwurf, er enthülle zu persönliche Dinge etwa aus Briefen von Benedikt, schmetterte der Erzbischof ab: Das tue er nicht, er habe nur "vielleicht an zwei Stellen konkreter genannt", was geschrieben wurde.

Das Buch könne er jedenfalls ohne Probleme verantworten und es helfe, ein besseres Verständnis von Papst Benedikt und Papst Franziskus zu bekommen, so Gänswein. Dass sich kein kritisches Wort über Benedikt im Buch finde, erklärte der Geistliche damit, dass dieser immerr vorbildlich und "geradezu als Pionier" in der Missbrauchsaufklärung agierte. Wenn man sich mit der Thematik beschäftige, sehe man auch, was "Faktum" und was "Fiktion" sei, so Gänswein. Dass Benedikt "möglicherweise" Fehler gemacht habe, "das will ich nicht abstreiten", immer danach zu fragen sei aber nicht zielführend.

"Ich fühle mich in seinen Händen ganz gut geborgen."

"Gräben aufzureißen" und "Gegensätze zu schmieden" zwischen den beiden Päpsten, das sei künstlich erzeugt und ebenfalls nicht sinnvoll, so Gänswein. Wobei der Erzbischof dann noch persönliche Emotionen verriet, schließlich blieb der Privatsekretär Benedikts XVI. zuerst Präfekt des Päpstlichen Haushaltes, in letzterer Position wurde er aber von Papst Franziskus Anfang 2020 beurlaubt. "Das hat mir wehgetan, das hat mich geschmerzt. Das habe ich dem Papst auch gesagt. Ich bin ja nicht aus Eisen", so Gänswein.

Momentan wickle er noch als Testamentsvollstrecker den Nachlass von Papst Benedikt ab, so der Erzbischof, danach werde ihm Papst Franziskus seine neue Aufgabe verkünden: "Ich fühle mich in seinen Händen ganz gut geborgen."

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    Eines der letzten Fotos von Joseph Ratzinger, der 2013 als Papst Benedikt XVI. zurückgetreten ist.
    Eines der letzten Fotos von Joseph Ratzinger, der 2013 als Papst Benedikt XVI. zurückgetreten ist.
    via REUTERS