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Entnervter Melzer von Zusehern ausgepfiffen

Heute Redaktion
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Die ohnehin kleine Hoffnung auf eine Sensation im Davis-Cup-Viertelfinale beim Titelverteidiger Spanien hat für Österreichs Tennis-Herren früh einen Rückschlag erfahren.

Jürgen Melzer verlor am Karfreitag sein Auftakteinzel gegen Nicolas Almaro klar und in nur 1:56 Stunden mit 2:6,2:6,4:6. Österreich lag damit vor dem zweiten Einzel des ersten Spieltages, in dem Andreas Haider-Maurer gegen David Ferrer klarer Außenseiter war, mit 0:1 zurück.

Ein Sieg von Melzer gegen Spaniens Nummer zwei wäre wohl die Mindestvoraussetzung für eine mögliche Überraschung durch den Außenseiter Österreich gewesen. Während der 1,83 m große Weltranglisten-Zwölfte Almagro trotz des störenden Windes aber von Beginn an praktisch fehlerlos agierte, klappte bei Melzer an diesem Tag rein gar nichts. Einmal kassierte Melzer sogar ein "warning" und wurde von den Zuschauern ausgepfiffen, nachdem er aus Wut und Verzweiflung seinen Schläger mitten auf dem Platz zertrümmert hatte.

Wenige Zuschauer beim Match

Hauptgrund für Melzers Chancenlosigkeit war, dass die Spanier auf dem Parkplatz der Ferienstadt Marina d'Or einen langsamen Sandplatz in das riesige Stadion gebaut hatte. Zudem hatte es bis eine Stunde vor dem Match auch noch geregnet. Ein eventueller Publikums-Terror blieb in dieser Schlüsselpartie aber aus, die 12.000 Zuschauer fassende Arena füllte sich beim ersten Match nicht einmal zur Hälfte.

Jedenfalls war Melzer zum Auftakt der wichtigsten Davis-Cup-Partie für Österreich seit 17 Jahren weit entfernt von einer guten Vorstellung. Almagro hingegen spielte von der Grundlinie druckvoll und fast fehlerlos, der Österreicher wiederum wurde von Aufschlag und Vorhand im Stich gelassen. Zwischendurch wurde der Niederösterreicher fast schon vorgeführt, etwa als er erst nach sieben Games wieder zum 1:4 im zweiten Satz "anschrieb".

Statistisch katastrophales Ende

Nur im dritten Satz, als es Melzer zwischendurch mit Serve-Volley probierte und bei 3:5 zunächst vier Matchbälle abwehrte, ging es ein Mal knapp her. Das Match endete aber auch statistisch katastrophal für Melzer. Keine einzige Breakchance (Almagro verwertete 5 von 15) sowie doppelt so viele unerzwungene Fehler wie Almagro (30/15) sprachen für sich.

"Er hat einfach besser gespielt und ist mit den Verhältnissen viel besser zurechtgekommen wie ich", gestand Melzer, dass ihm der Wind und der langsame Platz nicht entgegengekommen waren. "Er ist in der Weltrangliste elf Plätze vor mir, deswegen war mir klar, dass ich eine Superleistung bringen muss", sagte der 30-jährige Weltranglisten-21. "Dann musste ich aber früh in seine langen, harten Schläge reingehen, da habe ich zu viele Fehler gemacht. Er war von hinten heute einfach besser."

Almagro war der bessere Spieler

Statt den Spaniern das erste Osterei aus dem Nest zu stehlen, drohte damit gleich am ersten Tag ein klarer Rückstand. Selbst Kapitän Clemens Trimmel gab zu, von seinem Topspieler eine engere Partie erwartet zu haben. "Ich habe immer gesagt, dass wir krasse Außenseiter sind. Aber sich auf den Platz auszureden, ist zu wenig. Almagro war heute einfach der bessere Spieler."

Den Vorwurf, nicht alles gegeben bzw. versucht zu haben, ließ Melzer nicht zu. "Natürlich hätte ich gerne mehr Widerstand geleistet. Aber die Spanier haben mit dem Platz dafür gesorgt, dass ich nicht serienweise Winner schießen kann", lautete die Erklärung des Niederösterreichers. Dass der zweite Halbfinal-Aufstieg nach 1990 nun wohl nur noch Utopie ist, war Melzer klar: "Jetzt brauchen wir ein Wunder."