"Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe ..." Dieses Gedicht ist wohl Erich Frieds populärster Text und gab seinem gleichnamigen Lyrikband von 1983 den Titel. Es plädiert für die Kraft und Eigenständigkeit der Liebe und wird häufig als ein Beispiel für moderne Liebeslyrik genannt. Doch seine Texte – Fried wurde 1921 in Wien geboren und starb 1988 in Westdeutschland – waren auch von Themen wie Exil, Identität und der menschlichen Erfahrung geprägt ist.
Jetzt erscheint mit "Johnny will leben" (Edition Atelier) ein bislang unveröffentlichter Text. In den 1980er-Jahren verfasst, danach jahrzehntelang verschollen, ist er jetzt überraschend wieder aufgetaucht.
Das absurde, parabolische Werk nimmt seinen Ausgang von Jura Soyfers Theaterstück über die sagenumwobene Stadt Vineta.
Fried griff den Schlüsseltext über die 1930er-Jahre – eine Zeit geprägt von Massenarbeitslosigkeit, Ignoranz und dem weltweiten Erstarken des Faschismus – auf und interpretierte ihn aus seiner politischen Perspektive neu. Unter den Bedingungen der heutigen globalen Entwicklungen wirkt dieser Text aktueller als je zuvor.
In Frieds Version, angesiedelt in der Stadt Jumne, herrscht ein strenges Prinzip: Nur wer das Vergessen akzeptiert, darf Bürger werden. Doch Johnny widersetzt sich – er weigert sich, seine Erinnerungen preiszugeben. Für ihn sind sie untrennbar mit seiner eigenen Identität und der Gesellschaft verbunden.
Staunend wandert er durch die Straßen, beobachtet absurde Demonstrationen, verstrickt sich in sinnlose Gespräche und steht einer ohnmächtigen Gesellschaft gegenüber, die in Geschichtslosigkeit und kollektives Vergessen abdriftet. Doch Johnny kämpft beharrlich weiter – er will sich nicht der Amnesie beugen.
Erich Fried war ein österreichischer Dichter und Schriftsteller; 1921 in Wien geboren und 1988 in Westdeutschland gestorben. Fried emigrierte 1938 nach Großbritannien, wo er einen Großteil seines Lebens verbrachte. Er ist bekannt für seine Lyrik, die oft von Themen wie Exil, Identität und der menschlichen Erfahrung geprägt ist. Er hat aber auch Prosa und Essays geschrieben und Werke von William Shakespeare ins Deutsche übersetzt.