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Erstmals Frau als Coach bei NBA-Club

Heute Redaktion
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Becky Hammon steht als erste fest angestellte Frau bei einem Club der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA im Trainerstab an der Seitenlinie. "Eine sehr hohe, sehr dicke Glaswand ist zersprungen", umschrieb ESPN den Vorstoß in die Männerdomäne. Ihren Job als Assistentin von Gregg Popovich, dem Coach der San Antonio Spurs, bahnte sie hoch über den Wolken an.

Becky Hammon steht als erste fest angestellte Frau bei einem Club der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA im Trainerstab an der Seitenlinie. "Eine sehr hohe, sehr dicke Glaswand ist zersprungen", umschrieb ESPN den Vorstoß in die Männerdomäne. Ihren Job als Assistentin von Gregg Popovich, dem Coach der San Antonio Spurs, bahnte sie hoch über den Wolken an.

Selbst im unübersichtlichen Gewusel beim Training des NBA-Champions San Antonio Spurs fällt Hammon auf. Nicht nur, weil die 1,68 Meter große frühere Weltklasse-Aufbauspielerin von den 17 Profis und dem guten Dutzend Betreuer gleich um mehrere Köpfe überragt wird. Die 37-Jährige mit dem streng nach hinten gebundenen Pferdeschwanz kommandiert die Stars mit klarer, lauter Stimme - als erstes weibliches Vollzeit-Mitglied eines Trainerstabs in der NBA.

"Es ist eine Ehre, aber jetzt sollte es nur noch um Basketball gehen", sagte die Assistentin von Chefcoach Popovich am Rande der Übungseinheit vor dem Test beim Bundesligisten ALBA Berlin am Mittwoch zu ihrer Rolle. "Andere Leute sehen mich mehr als Pionier an als ich selbst."

"Es war eine einfache Entscheidung"

Nach einem Kreuzbandriss verbrachte Rebecca Lynn Hammon, genannt Becky, bereits die vergangene Saison als eine Art Praktikantin bei dem Topteam aus Texas und hinterließ Eindruck beim Erfolgstrainer. "Sie hat mit uns argumentiert, es ging hin und her", erinnerte Popovich, der die Spurs zu fünf Meistertiteln führte. "Sie ist eine großartige Kommunikatorin, hat einen sehr hohen Basketball-IQ. Sie wird von allen Spielern respektiert, es war eine einfache Entscheidung."

Schon während ihrer aktiven Karriere nahm Hammon nicht immer die gewöhnlichen Wege. Nachdem sie vor Olympia 2008 nicht für die US-Nationalmannschaft ausgewählt worden war, nahm sie auch die russische Staatsbürgerschaft an und musste sich zeitweise Vorwürfen unpatriotischer Umtriebe erwehren.

Jobangebot im Flugzeug

Beim Rückflug von den Sommerspielen in London vier Jahre später saß Hammon ausgerechnet neben Popovich. Statt um Basketball ging es im Gespräch mit dem Querdenker um Politik, Wein, die Geschichte und Kultur Russlands. Nur kurz habe Popovich sie gefragt, ob sie ihm die Wahrheit sagen würde, wenn er um Rat bitten würde, berichtete Hammon später. Als sie bejahte, war die Zusammenarbeit mit der Spielerin des WNBA-Clubs San Antonio Stars endgültig angebahnt. "Ich will keinen Haufen von Ja-Sagern", erklärte Popovich.

Auch die Superstars sind von den neuen Ansätzen angetan. "Sie hat großes Wissen über das Spiel, und bringt eine andere Perspektive", erklärte Frankreichs Europameister Tony Parker beim Berlin-Besuch.

Positives Medienecho

Die "New York Times" sieht eine Zeitenwende im Geschlechterverhältnis des Basketballs: "Im weiteren Sinne signalisierte ihre Anstellung durch die Spurs, dass die Fähigkeiten einer Frau als Coach nicht länger mit der Behauptung zurückgewiesen werden können, dass Männer-Basketball ein anderes Spiel sei, unerreichbar, weil es oberhalb des Korbs gespielt wird."

Ähnlich hatte ihr Vater stets erklärt, dass ihr Wunsch, in der NBA zu spielen, abwegig sei - nun erfüllt sich der Kindertraum von der besten Liga der Welt auf einem anderen Weg.

APA