Wiener leiden seit 25 Jahren

"Es reicht": Wohnbau wird bei jedem Starkregen geflutet

Mieter in Wien-Donaustadt kämpfen bei jedem Starkregen mit Wassermassen im Stiegenhaus. Die Genossenschaft steht unter Druck, verspricht Lösungen.
Hannah  Maier
11.06.2025, 20:03
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Jedes Mal, wenn Gewitter und Starkregen prognostiziert sind, stellt sich Andrea B. (Name von der Redaktion geändert) auf das Schlimmste ein. Die 54-Jährige wohnt seit rund 30 Jahren mit ihrem Mann in einer Genossenschaftswohnung im 22. Bezirk. Doch die idyllische Wohnatmosphäre entpuppt sich bei Regen als Hochwasserzone.

Regenwasser überflutet das Stiegenhaus

Der Wohnbau in der Zschokkegasse teilt sich auf 23 Stiegen auf. Die insgesamt rund 250 Wohnungen sind teils mit Holzbalkonen in den Innenhof gerichtet. Über die gesamte Anlage gibt es Glasdächer.

"Jedes Mal bei Starkregen kommt Wasser durch die Regenrinnen in die Passage hinein. Das Wasser steht dann teilweise knöcheltief", schildert die Wienerin. In einigen Wohnungen habe sich bereits Schimmel gebildet. Provisorien wie selbstgebaute Hochwasserschutz-Barrieren und mit Planen abgedeckte Balkone sollen das Schlimmste verhindern.

Mit Gummistiefel und Besen

Sobald der Regen kommt, rücken die Mieter mit Besen und Kübeln aus und versuchen, die Wassermassen aus dem Stiegenhaus und dem Innenhof zu schaffen. "Mittlerweile, wenn Gewitter angesagt sind, gehen wir gar nicht mehr fort. Wir holen unsere Gummistiefel und warten", sagt Andrea.

Die Hausverwaltung sei zwar mehrfach auf die Missstände hingewiesen worden – doch passiert sei seither "so gut wie nichts", kritisiert Andrea. Ein heftiges Gewitter Anfang Juni brachte schließlich das Fass zum Überlaufen: Ihr Mann stürzte beim Versuch, das Wasser zu beseitigen, und brach sich den Arm. Für die Mieter ist nun Schluss. "Wir können das einfach nicht mehr mitmachen. Seit 25 Jahren gibt es das Problem. Wir werden älter – und ständig knöcheltief im Wasser zu stehen, ist nicht nur belastend, sondern auch gefährlich, wie man sieht", so die 54-Jährige.

Extremwetter als großes Problem

Die EBG (Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft) ist über die Problematik informiert. Eine Lösung sei jedoch komplex und mit erheblichem Aufwand verbunden, wie die Genossenschaft auf "Heute"-Nachfrage erklärt. Geschäftsführer Alexander Gluttig zeigt Verständnis für den Ärger der Mieter: Auch er sei mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. "Das Haus wurde vor rund 30 Jahren errichtet und entspricht den damaligen Normen. Allerdings haben die Extremwetterereignisse in den letzten Jahren stark zugenommen, was uns nun vor Herausforderungen stellt", sagt Gluttig.

An Lösungen wird gearbeitet

Laut bereits durchgeführten Untersuchungen liegt die Ursache vor allem in der unzureichenden Entwässerung. Um das Problem dauerhaft zu beheben, müsse das gesamte Entwässerungssystem erweitert werden. Zusätzliche Vorhaltebecken und größere Schächte seien notwendig. Die Genossenschaft strebt eine nachhaltige Lösung an, doch das würde dauern: "Es kann hier nichts von heute auf morgen passieren, denn das Ganze ist aufwendig. Aber wir sind dran und wollen Maßnahmen noch im laufenden Jahr umsetzen", versichert Gluttig. Die Mieter sollen über alle Schritte informiert werden.

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