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Eva-Maria Brem nutzte ihre letzte Chance

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures

Vergangenen Februar hatte sich Eva-Maria Brem die Sinnfrage gestellt und überlegt, ob es nach der Nichtnominierung für Olympia in Sotschi nicht besser wäre, die Ski ins Eck zu stellen. Zehn Monate später hat die Tirolerin ihren ersten Weltcupsieg gefeiert. "Ich bin so dankbar", sagte die 26-Jährige nach ihrem Riesentorlauf-Triumph in Aspen, der sie wohl erstmals auch zu einer WM bringen wird.

Vergangenen Februar hatte sich Eva-Maria Brem die Sinnfrage gestellt und überlegt, ob es nach der Nichtnominierung für Olympia in Sotschi nicht besser wäre, die Ski ins Eck zu stellen. Zehn Monate später hat die Tirolerin ihren ersten Weltcupsieg gefeiert. "Ich bin so dankbar", sagte die 26-Jährige nach ihrem Riesentorlauf-Triumph in Aspen, der sie wohl erstmals auch zu einer WM bringen wird.

Denn Brem ist zwar schon neun Jahre im Weltcup dabei, für einen WM-Startplatz hatte es bisher aber nicht gereicht. "Immer ist irgendwas dazwischen gekommen", erinnerte sich die Tirolerin, die 2010 bei Olympia in Whistler Mountain Siebente in ihrer Spezialdisziplin geworden war. Bei der Heim-WM 2013 in Schladming war für die Technik-Spezialistin kein Platz mehr. Dass sie dann Anfang 2014 auch für Sotschi keine Berücksichtigung fand, sollte letztlich zum Karriere-Wendepunkt werden.

Erkenntnis in der Bar

Denn in der Zwangspause wurde nachgedacht und trainiert. "Es war wirklich knapp", erklärte Brem, wie nahe sie damals einem Karriere-Ende gekommen war. Fast wichtiger als die intensiven Skitests mit ihrem Ausrüster Völkl sei aber gewesen, dass sie in diesen Tagen und Wochen mit sich selbst ins Reine gekommen war.

"Ich habe damals wohl auch die eine oder andere Bar in Innsbruck aufgesucht", kann die Zoll-Angestellte heute schmunzelnd zurückblicken. "Irgendwann kam der Moment, an dem mir klar wurde, dass ich noch nicht aufhören will. Dass es um mein Leben, meine Karriere und meine besten Jahre geht."

Training bei Schild-Coach

Seitdem hört und vertraut Brem vor allem auf sich selbst. "Ich weiß, was gut und richtig ist für mich. Deshalb kann ich das alles jetzt auch so sehr genießen", erklärte sie. Die Trainer seien anfangs etwas überrascht gewesen. "Dann aber war schnell Unterstützung da."

Einer, der ihr diesen Glauben an die Richtigkeit der eigenen Gefühle zurückgegeben hat, ist Gerhard Außerlechner. Der erfahrene Kondi-Coach hat auch Marlies Schild und Benjamin Raich fit gemacht, seit zwei Jahren trainiert auch Brem mit ihm.

Früh hochgelobt

Der erste Sieg für Brem nun in den USA kam zwar erst im 96. Weltcuprennen, aber nicht aus heiterem Himmel. Denn die Blondine aus Münster am Eingang des Zillertales war im Winter 2005/2006 als 17-Jährige stark in den Weltcup gestartet und hatte schnell als kommende Siegfahrerin gegolten. "Schon nach fünf Rennen habe ich mich nah dran gewähnt", erinnerte sich Brem. "Aber irgendwie war dann bei mir immer alles knapp."

Im November 2009 kam sie als bereits beste aktive Österreicherin in der Riesenslalom-Weltrangliste nach Aspen und wurde Fünfte. Doch statt des überfälligen Durchbruchs ereilte sie im folgenden April ein Schien- und Wadenbeinbruch auf der Touristenpiste. Auf dem Weg zurück wechselte sie die Skimarke und verließ damit auch jene Firma, bei der ihr Freund Andreas als Schuh-Servicemann tätig ist.

WM-Ticket sollte gelöst sein

"Ich bin keine, die leicht unterzukriegen ist und wegrennt, wenn es schwierig wird", erklärte Brem ihre Hartnäckigkeit. "Ich habe nun auch keine Revanche-Gedanken, nur weil es so viele Rückschläge gegeben hat. Vielmehr ist für mich in Aspen ein Traum in Erfüllung gegangen", gab sie sich ausschließlich positiv.

Dieser Sieg sollte sie schon im kommenden Februar zurück nach Colorado und zu ihrer ersten WM bringen. Wenn nicht wieder irgendetwas dazwischen kommt. Denn sportlich ist Brem wie Anna Fenninger und Kathrin Zettel wohl schon für den Riesentorlauf am 12. Februar 2015 in Beaver Creek qualifiziert. "Mit einem dritten und einem ersten Platz ist davon auszugehen, dass Eva bei der WM dabei sein wird", bestätigte auch Damenchef Jürgen Kriechbaum.

Brem genoss ihren Premieren-Sieg in Aspen nur deshalb nicht in vollen Zügen, weil sie auch für den Slalom am Sonntag auf der Startliste stand. Aspen hatte jedenfalls schon am Samstag einen neuen Liebling gefunden. "Das war einer der besten Läufe, die wir hier seit langem gesehen haben", lobte etwa Freeski-Legende und Platzsprecher Chris Davenport den fabelhaften ersten Durchgang Brems, mit dem sie den Grundstein zum Sieg gelegt hatte.

Freund war sprachlos

Nach der finalen Zieldurchfahrt war Brem schluchzend in den Schnee gefallen. So vieles war an diesem besonderen Tag neu für sie. "Man hat mir zugerufen, dass ich die Ski ins Fernsehen halten soll", erzählte sie später ebenso lachend wie vom ersten Telefonat mit ihrem in Lake Louise befindlichen Freund, der genauso sprachlos war. "Es war mehr ein Anschweigen", berichtete Brem.

Am Ende bedankte sie sich - offenbar typisch für sie - nochmals für das Erlebte. "Denn dieser Sieg gehört vielen Menschen. Auch all jenen, die mir geholfen haben." Dennoch ist Brem bewusst, "dass es 'nur' Skifahren ist. Ich lebe im Hier und Jetzt und genieße es, wie es ist."

APA