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Ex-NBA-Spieler im Gespräch: "Will mit Wien Titel hol...

Heute Redaktion
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Seine Karriere startete Aaron Mitchell in der NBA bei den Portland Trail Blazers. Nach Jahren als Spieler in den besten Ligen Europas ist der 40-Jährige seit einigen Jahren in Österreich als Coach aktiv. Nun ist er als Trainer in der Hauptstadt beim Tabellennachzügler Basket Clubs Vienna gelandet. Im heute.at-Gespräch erzählt Mitchell von seinen Zielen und kündigt an: "Ich will mit Wien einen Titel holen."

Heute.at: Herr Mitchell, Sie wurden mit den Fürstenfeld Panthers Meister und Cupsieger, nun sind Sie beim Letzten des Vorjahres, den Basket Clubs Vienna gelandet. Warum dieser Wechsel?

Mitchell: Der Job in Fürstenfeld war für mich erledigt. Ich habe den Panthers die ersten drei Titel in ihrer über 50-jährigen Vereinsgeschichte gebracht (Anm.: Meister 2008, Mannschaft des Jahres Steiermark 2008, Cupsieger 2009). Ich hatte Angebote aus dem Ausland, wollte aber wegen meiner Familie hier bleiben. Bei den Basket Clubs sind die Bedingungen nicht vergleichbar, aber ich will helfen, hier etwas aufzubauen.

Die Basket Clubs haben in der letzten Saison nur 3 von 22 Spielen gewonnen. Was ist realistisch drinnen mit den Clubs?

Der Unterschied ist: Aaron Mitchell ist hier. Ich will zuerst die Mentalität ändern, von einer Verlierer-  zu einer Gewinnermentalität. Unser Budget ist bescheiden, aber mit Einsatz und Wille ist einiges möglich. Ich will den Jungen das Gefühl geben, dass sie sich ihren Platz in der Bundesliga verdient haben und etwas erreichen können.

Ich glaube wirklich, dass wir dieses Jahr 12 Siege einfahren können, dann wären wir auch in den Play-Offs. Zusätzlich möchte ich auch eine Fanbasis aufbauen, einen Fanclub gründen. Wien ist groß, jeder der Interesse hat, ist herzlich eingeladen.

Wien ist eine Metropole und hat eine erfolgreiche Basketballvergangenheit. Der letzte Titel ist allerdings schon mehr als 15 Jahre her. Warum zieht der Basketball so wenig Menschen an?

Es fehlt an Kontinuität und an Erfolgen. Die Basket Clubs hatten in den letzten drei Jahren fünf verschiedene Präsidenten, außerdem niemanden für Marketing. Nur Erfolge ziehen die Menschen an, dafür braucht es aber längerfristige Arbeit. Das möchte ich ändern, mehr Präsenz in der Stadt erreichen. Ich schicke meine Spieler zu Eröffnungen von Sporthallen und anderen Events, um Werbung für den Basketball zu machen.

Da können die Medien auch ihren Teil beitragen. Viele Berichte konzentrieren sich auf negative Ereignisse wie Streitigkeiten oder Verletzungen. Die Journalisten schreiben oft nur über Spekulationen, weil sie auch nicht bei den Trainings zusehen. Da ist noch einiges an Potential da.

Sie haben in der NBA gespielt und waren in Topligen wie Frankreich und Italien tätig. Wie sehen Sie den österreichischen Basketball im Vergleich?

Von den europäischen Topligen wie Italien oder Spanien ist er noch weit entfernt. Es wird in Österreich nicht sehr körperbetont gespielt, deshalb hat das Nationalteam international auch Probleme. Die heimische Liga ist in den letzten zehn Jahren zwar besser geworden, aber es gibt noch sehr viel zu tun. Es läuft nicht wirklich professionell ab. Die Liga müsste besser organisiert werden, bei den Schiedsrichtern gibt es Nachholbedarf und auch die Teams müssen noch Zulegen in Sachen Marketing und Organisation.

Mir ist aber klar, dass die finanziellen Rahmenbedingungen nicht leicht sind. Es gibt in Österreich, vor allem in den Großstädten, viel Angebot an Kultur und Sport. Der Basketball ist halt noch immer ein Randsport.

Wie sehen Sie ihre Zukunft bei den Clubs und im Basketball?

Ich möchte mit den Clubs einen Titel holen. Ich weiß, das klingt vermessen wenn man die jüngste Vergangenheit  betrachtet. Aber man muss an sich glauben - und ich glaube an die Mannschaft. Wenn wir die Organisation im Klub verbessern, können wir es schaffen. Wie lange das dauern wird? Das kann ich nicht sagen. Aber ich hoffe nicht zu lange, denn ich bin hier, um zu gewinnen.

Sonst: Klar, ich möchte in die NBA. Spätestens in zwölf Jahren will ich in der NBA coachen. Das ist mein Traum, seit ich damals für Portland mein erstes Profi-Spiel bestritten habe. Sollte ich das nicht schaffen, sehen wir uns in zwölf Jahren wieder bei den Clubs. Dann allerdings wohl mit Bierbauch (lacht).

Aaron Micthell (40) begann seine Karriere als Spieler in der NBA bei den Portland Trail Blazers. Danach spielte er in Europa unter anderem in Frankreich, Italien und der Türkei. 2003 stand er mit dem italienischen Klub Siena im Final Four der Euro-League. In Österreich war er bei Wels, Gmunden, Mattersburg und Fürstenfeld aktiv. Seine Trainerkarriere begann er in der Saison 2007/08 bei den Fürstenfeld Panthers. 

Stephan Wabl