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Ex-ÖOC-Generalsekretär kurz vor Anklage

Heute Redaktion
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In der Affäre um Salzburgs Olympiabewerbung für die Winterspiele 2014 und um das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) steht nun eine erste Anklage ins Haus: Das Justizministerium hat sich der von der Staatsanwaltschaft Salzburg beabsichtigten Anklage wegen Untreue gegen den 62-jährigen ehemaligen ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth voll inhaltlich angeschlossen, ebenso gegen dessen seinerzeitige 49-jährige Stellvertreterin.

Den beiden wird vorgeworfen, Gelder des ÖOC für sich selbst oder Dritte abgezweigt zu haben. Bei Jungwirth geht die Staatsanwaltschaft von einem Betrag von 2,7 Millionen Euro aus, bei dessen damaliger Stellvertreterin handelt es sich um rund 360.000 Euro, wobei ihr eine Mitverantwortung insofern angelastet werde, als sie eine Pflicht zur Prüfung gehabt hätte. Wie es heißt, haben beide im Vorfeld die Vorwürfe zurückgewiesen, berichteten die Salzburger Nachrichten am Freitag.

Geld für aufwendigen Lebensstil

Die Gelder flossen unter anderem "in einen Reitstall, Dressurpferde und in einen aufwendigen Lebensstil", so Barbara Feichtinger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg. Aber auch Angehörige seien unterstützt worden. Zudem habe Jungwirth auch Rechnungen an Dritte mit ÖOC-Geldern beglichen, etwa für Autoreparaturen. Jungwirths Anwalt Herbert Eichenseder konnte am Freitag inhaltlich zu den Vorwürfen noch keine Stellungnahme abgeben: "Die Anklage ist noch nicht zugestellt, ich kann noch nichts sagen."

Im Herbst des Vorjahres hatte Jungwirth nach der Einstellung des Verfahrens in einem einzelnen Punkt in einer schriftlichen Stellungnahme gemeint, dass dieser Vorwurf nur dazu gedient hätte, den Namen Jungwirth zu besudeln. Enttäuscht sei er auch, dass ihn der damalige ÖOC-Präsident Leo Wallner habe fallen lassen. "Er unternahm nichts, um die Angelegenheit zu klären, obwohl er über die Situation genau Bescheid wusste."

Jungwirths damalige Stellvertreterin hat sich laut Staatsanwaltschaft allerdings nicht persönlich bereichert. Ihr wirft die Anklagebehörde vor, Belege ungeprüft unterzeichnet zu haben. Dabei handle es sich um einen Gesamtbetrag von 356.000 Euro.

Verfahren vermutlich in Wien

Der zuständige Staatsanwalt wird die Anklage beim Landesgericht für Strafsachen in Wien einbringen, weil dort auch der Sitz des ÖOC ist. "Der Akt ist jetzt noch in Salzburg, kommt nun nach Wien und dann wird Anklage erhoben", so Feichtinger. Diese kann von den Beschuldigten beeinsprucht werden, worüber dann das Oberlandesgericht zu entscheiden hat.

Die Salzburger Justiz hatte im Februar 2009 nach dem Bekanntwerden von finanziellen Ungereimtheiten bei der Bewerbung Salzburgs um die Winterspiele 2014 Ermittlungen aufgenommen, die später auf die dubiosen Geldflüsse beim ÖOC ausgeweitet wurden.

Neben Jungwirth und dessen damaliger Stellvertreterin ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen die Bewerbungs-Chefs Fedor Radmann, Gernot Leitner und Rudolf Höller, Ex-ÖOC-Präsident Leo Wallner sowie zwei ÖOC-Kassiere und den Salzburger Strategie-Berater Erwin Roth. Da sich bei den Ermittlungen einzelne Bereiche inhaltlich klar abtrennen lassen, wurde die Angelegenheit geteilt. In der Causa Olympia-Bewerbung Salzburg sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.

APA/red