Sport

Ex-Rapidler war im Kessel: So erlebte er den Einsatz

Heute Redaktion
Teilen

Unter den 1.338 Rapid-Fans, die vor dem Derby von der Polizei eingekesselt wurden, war auch Kicker Thomas Prager. Auf Facebook erzählt er seine Sicht.

Am Sonntag vor einer Woche fertigte die Austria in der Generali Arena Rapid mit 6:1 ab. Doch nicht das Ergebnis dominierte danach die Schlagzeilen, sondern ein umstrittener Polizeieinsatz.

Weil einige Chaoten beim Marsch zum Stadion Schneebälle, Dosen und andere Gegenstände auf die Autobahn warfen, kesselten die Behörden 1.338 Fans ein. Von jedem wurden die Personalien aufgenommen. Die Aktion dauerte rund sieben Stunden – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ("Heute" berichtete ausführlich).

Innenminister Herbert Kickl verteidigte später den Einsatz. Von Rapid- und Fan-Seite gab es herbe Kritik. Einer der Vorwürfe: Den angehaltenen Fans war es während des Einsatzes nicht möglich, ein WC aufzusuchen. Auch sollen kaum Informationen durchgegeben worden sein.

Einer, der mittendrin war, ist Thomas Prager. Der 33-Jährige bestritt insgesamt 43 Pflichtspiele für die Hütteldorfer, sogar im Nationalteam lief er 14 Mal auf. Seit Sommer 2018 kickt der Mittelfeld-Akteuer bei Würmla in der 2. Landesliga West.

Als Fan drückt Prager nach wie vor den Hütteldorfern die Daumen – und nahm beim Derby erstmals an einem Marsch zum Stadion teil. Auf Facebook beschreibt er, was sich aus seiner Sicht ereignet hat.

"Bengalen wurden am Weg zur U-Bahn-Station Hütteldorf gezündet und auch eine unten im Tunnel. In der U-Bahn gab es Polizeibegleitung, am Karlsplatz hab ich keine weiteren Bengalen gesehen", schreibt Prager. "Am Reumannplatz dann die ersten Böller, die wurden bis zur Autobahn immer in größere Grünflächen geworfen links und rechts vom Fanmarsch. Menschen die vom Fenster aus filmten wurden mit Schneebällen beworfen, die meisten haben gleich wieder ihre Fenster zugemacht und ein paar fanden es lustig und probierten die Schneebälle zu fangen."

Prager landete schließlich mitten im Kessel. Weil er Tickets für die Haupttribüne hatte, wollte er umdrehen und einen anderen Weg zum Stadion nehmen.

"Es wurde uns mitgeteilt, dass niemand raus darf und es eine Ausweiskontrolle gibt. Wir zückten beide sofort den Ausweis, jedoch keine Chance, die Polizisten wussten selber nicht, wie wo was wann, aber ich denke, dass die Polizei bewusst gewartet hat, bis das Match angepfiffen wurde."

"Die nächsten 30 Minuten kamen immer mehr Leute und wollten raus, auch weil einige davon Karten für andere Tribünen hatten und nicht im Gästesektor. Ein paar Fans wurden von der Polizei beleidigt/beschimpft, diese drehten wieder um und gingen fluchend weg."

Prager gibt an, dass er während des Einsatzes keine einzige Durchsage der Polizei vernommen habe. "In den 4 bis 5 Stunden eingeschlossen in der Kälte gab es gar nichts, nicht mal Tee. Aber die Polizisten hinter der Absperrung, die waren gut versorgt, das konnte ich bei der Kälte am Dampf der heißen Tee/Kaffee-Becher sehen."

"WC gehen war chancenlos, viele haben verständlicherweise ins Eck am Gebäude oder an die Seitenwand gepinkelt. Von Frauen kann ich nichts berichten, weil in der Reihe Richtung Kontrolle ich mich keinen Millimeter bewegen konnte und dadurch auch nichts gesehen habe, was hinter mir geschehen ist."

Prager selbst wurde dann um 19.15 Uhr von den Beamten perlustriert. "Alles abgelegt und von oben bis unten kontrolliert, Ausweis hergeben, Foto von mir gemacht, Info-Zettel bekommen und von einer Polizistin noch gesagt bekommen, ich muss über die Straße, mich von der Gefahrenzone entfernen."

Der ehemalige Teamspieler stellt in seinem Facebook-Posting zwei Punkte klar.

"Punkt 1: Schneebälle bzw. egal was auf die Straße werfen ist lebensgefährlich! Das sind einfach nur Idioten und sowas gehört bestraft! Ich glaube, da sind wir uns alle einig!"

"Punkt 2: Menschen auf österreichischem Boden bei Minusgraden ohne Infos und Versorgung 7 Stunden zu QUÄLEN hätte ich mir im Leben nicht gedacht, jemals persönlich zu erleben!"

(red)

;