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Ex-Salzburg-Coach: "So trainierte ich Nordkorea"

Heute Redaktion
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Ungewöhnliche Karriere! Jörn Andersen war Torschützenkönig in Deutschland, Coach von Austria Salzburg, Nordkorea-Teamchef. Wie kam es zu diesem Job?

Österreichs Fußball-Fans erinnern sich an Jörn Andersen als Coach von Austria Salzburg. Nachdem der Klub in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, kam es im Dezember 2015 zur Vertragsauflösung. Für den gebürtigen Norweger mit deutschem Pass war das Ende bei den Mozartstädtern der Anfang eines großen Abenteuers. Ihn verschlug es auf die wohl ungewöhnlichste Trainerbank der Welt.

Unerwarteter Anruf



Nämlich nach Nordkorea. Wie kam es dazu? Der deutsche Bundesliga-Torschützenkönig von 1990 erzählt der "Bild am Sonntag": "Ich war am Weg von Salzburg nach Hause nach Bad Reichenhall. Eine Münchner Agentur rief mich an und fragte mich, ob ich in Nordkorea als Teamchef arbeiten will." Lange nachdenken musste Andersen nicht. "Ich erbat mir einen Tag Bedenkzeit. Dann gab es ein Gespräch in München. Ich reiste nach Nordkorea und unterschrieb den Vertrag."

Schönes Hotel

Wie war das Alltagsleben in einem Land, das von der Außenwelt praktisch komplett abgeschottet ist? "Nicht so schlimm. Ich wohnte in einem tollen Hotel in Pjöngjang. Mir wurden dort alle Wünsche erfüllt." Sport und Politik seien kein Problem gewesen: "Ich konnte dort frei schalten und walten. Die Leute wollten von mir lernen. Ich habe alles Politische ausgeblendet, ging nur für den Sport in dieses Land."

Keine Missstände?



Auch sonst seien ihm dort keine Missstände aufgefallen: "Ich hatte das Gefühl, dass dort jeder genug zu essen hat und niemand verhungern muss. Nordkorea ist ein sehr friedliches, sicheres Land. Es gibt dort keine Kriminalität, alles ist ordentlich und geregelt." Freilich bekam Andersen einen Aufpasser zur Seite gestellt: "Die werden dort Guides genannt. Der begleitet dich die ganze Zeit. Ich hatte auch einen Fahrer und das Gefühl, mich frei bewegen zu können."

Kurze Weiterreise



Andersens Engagement als Nordkorea-Teamchef wurde am 31. März beendet. Weit weg von der Diktatur ist er nicht gezogen. Aktuell ist er in Südkorea als Trainer von Incheon United aktiv. In Nordkorea gibt es keine persönlichen und politischen Freiheiten. Öffentliche Versammlungen sind verboten, Medien werden vom Staat kontrolliert. Laut Menschenrechtsgruppen gibt es mehrere Konzentrationslager im Land und geschätzte 200.000 Häftlinge, zum Tode verurteilte Personen werden öffentlich hingerichtet. (heute.at)