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Ex-Star: "Bei Rapid ist kein Führungsstil erkennbar"

Testspiel-Hit! Rapid gastiert am Freitag in Wr. Neustadt. Beim Erste-Liga-Klub sorgt Hamdi Salihi für Furore – auch im "Heute"-Interview.

Heute Redaktion
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16 Tore in 23 Spielen, damit Führung in der Schützenliste, mit Wiener Neustadt auf Aufstiegskurs – Hamdi Salihi erlebt seinen x-ten Frühling. Am Freitag (15 Uhr) trifft der 34-jährige Stürmer in einem Testspiel auf seinen Ex-Klub Rapid. Mit der Entwicklung der Hütteldorfer ist der Albaner nicht glücklich. Das und mehr verrät er im "Heute"-Interview.

Herr Salihi, Sie haben Ihren Torinstinkt offensichtlich nicht verloren. Welche Erklärung haben Sie?

"Keine. Es läuft in Wahrheit wie immer. Seit ich Kind war, habe ich den Torinstinkt. Den hast du, oder aber nicht. Trainieren kannst du nur den Körper. In unserem Job spielt natürlich auch das Glück eine große Rolle. Das war meist auf meiner Seite."

Sie haben unter anderem in China, den USA und Israel ihre Tore gemacht. Zeichnet es einen guten Stürmer aus, dass er in jedem System funktioniert?

"Ich glaube, es gibt gar kein falsches System. Denn jeder Trainer will, dass sein Team Tore erzielt und seine Stürmer treffen. Ich persönlich habe jedes System sofort akzeptiert. Meine Torquote war bei jeder Station gut."

Sie sind 34 Jahre jung. Wiener Neustadt ist auf Aufstiegskurs. Trauen Sie sich die Bundesliga noch zu – vom Tempo und der Kraft?

"Um ehrlich zu sein, ja. Denn es macht keinen großen Unterschied. Es gibt Salzburg und danach zwei, drei andere Teams. Der Rest ist mehr oder weniger auf einem Niveau. Man hat in den letzten Jahren immer wieder gesehen, dass der Aufsteiger locker mithalten kann. Und was mich persönlich betrifft: Körperlich bin ich gut drauf. Das meiste ist Kopfsache. Wenn du Spaß am Fußball hast, kannst du lange spielen. Verlierst du den Spaß, entstehen Druck und Stress. Dann ist es vorbei."

Könnten Sie auch einem Klub wie Rapid noch helfen?

"Jeder Spieler will bei einem großen Verein spielen. Ich bin aber Realist und sehe, dass heute vieles anders läuft als früher. Viele Vereine denken mehr ans Geschäft als ans Sportliche. Das Alter spielt bei Transfers eine sehr große Rolle, egal wie fit oder gut man ist. Spieler über 30 sind schwer zu vermitteln."

Viele Rapid-Fans fragen – angesichts der langen Stürmerflaute – warum man im Winter nicht an Sie gedacht hat.

"Ich habe das auch gehört und es ehrt mich, denn ich habe bei Rapid vielleicht meine besten Jahre gehabt. Ich war auch öfter im Stadion, habe mich mit den Verantwortlichen getroffen. Aber es ging nicht wirklich um einen Wechsel, der Vorstand hat momentan eine andere Philosophie. Rapid lebt von jungen Spielern, die sie entwickeln und später verkaufen wollen."

Wenn Sie die Rapid-Elf von heute mit jener aus Ihrer Zeit vergleichen. Wer war oder ist stärker?

"Sicher meine Mannschaft. Dazu muss man aber auch sagen, dass das Niveau in Österreich damals generell höher war. Jedes Team hatte richtig gute Spieler. Denken Sie an die Austria, da gab es Junuzovic, Acimovic, Suttner, Baumgartlinger. Früher war die halbe Rapid-Mannschaft über 30. Soma, Boskovic, Heikkinen, Katzer. Das war gut für uns, weil die jungen Spieler von ihnen lernen und aufschauen konnten. Wir waren damit erfolgreich. Jetzt gibt es kaum jemanden, der viel älter als 25 ist."

Sprich: Mehr Routine würde Rapid gut tun?

"Ja. Wenn alle jung sind, ist es auch nicht gut. Aber sogar die jungen Spieler, die damals gekommen sind, waren besser. Jimmy Hoffer, Drazan, Trimmel. Ein junger Spieler entwickelt sich anders, wenn er gemeinsam mit Routiniers am Platz steht. Wenn ich Scout wäre und eine Mannschaft mit vielen 28-Jährigen und zwei 20-Jährigen sehe, kann ich davon ausgehen, dass die zwei jungen Spieler richtig gut sind. Sonst würden sie nicht spielen. Aber wenn im Team alle 22 Jahre alt sind, schaut es anders aus. Es ist die Entscheidung des Klubs. Rapid versucht es eben mit dem jungen Weg. Wenn zwei oder drei den Sprung ins Ausland schaffen, ist genug Geld für den Verein da."

Steffen Hofmann wäre so ein Routinier, spielt aber kaum. Verstehen Sie das?

"Das muss der Trainer wissen, ich kann dazu nicht viel sagen. Was mich aber stört: Niemand im Klub stellt sich hin und übernimmt für diese Entscheidung die Verantwortung. Auch bei anderen Themen, wie bei Transfers. Man weiß nie, wer sich für welchen Spieler ausspricht. Es ist kein richtiger Führungsstil erkennbar."

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wie geht es weiter?

"Steigen wir auf, verlängert sich der Vertrag automatisch um ein Jahr. Wenn nicht, schauen wir mal. Ich würde gerne in Wien-Nähe bleiben. Ich habe keinen Stress."

Gelingt heuer der Meistertitel?

"Dass Ried und Innsbruck so weit oben stehen, überrascht uns nicht. Mit ihnen haben wir gerechnet. Sie sind gut organisiert. Es bleibt bis zum Schluss spannend, die Tabellenführung wird immer wieder wechseln. Ich hoffe, dass wir im Finish Erster sind. Aber um ehrlich zu sein: Wenn wir Zweiter werden, freue ich mich genauso. Denn durch die Liga-Reform steigen wir auch so auf."