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Österreich steht vor der Omikron-Durchseuchung

In einem Policy-Brief äußern sich die Komplexitätsforscher Peter Klimek und Stefan Thurnher zu der bevorstehenden Omikron-Welle. 

Tobias Kurakin
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Forscher bei der Sequenzierung (Symbolfoto)
Forscher bei der Sequenzierung (Symbolfoto)
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Die Omikron-Welle, die auf Österreich zurauscht, ist nicht mehr aufzuhalten. Nun sprechen sich die ersten Experten für eine kontrollierte Durchseuchung der Bevölkerung aus. Die Frage, die sich nun für die Komplexitätsforscher Peter Klimek und Stefan Thurnher stellt, ist jene, wie schnell die Durchseuchung stattfinden soll. 

Lockdown wäre "obsolet"

In einem ausgearbeiteten Strategiepapier sprechen die Experten davon, dass nun andere Maßnahmen als ein Lockdown angedacht werden müssten. Die bevorstehende Omikron-Welle würde die wichtige Infrastruktur früher oder später an die Kapazitätsgrenze bringen, ein Lockdown wäre dadurch "obsolet" und würde sein Ziel verfehlen.  

Da das Verhindern bzw. Hinauszögern der Welle täglich unwahrscheinlicher wird, wie die Forscher schreiben, sind bereits andere Chancen verpasst worden. Für eine konsequente Steigerung der Impfzahlen sei es demnach bereits zu spät. Diese Schritte hätten nämlich bereits im Dezember vermehrt gesetzt werden müssen. 

Ein Durchlaufen der Omikron-Welle ohne Verzögerungsmaßnahmen würde nun zwar dazu führen, dass zwischen 10 und 20 Prozent der Bevölkerung mit der Corona-Mutation infiziert werden würden. Dennoch sehen Klimek und Thurnher eine Durchseuchung als möglichen Weg. 

Neuer Quarantäne Regeln wären Pflicht 

Wichitg wäre in diesem Zusammenhang, neue Regeln zu setzen. So müssen Krankenhäuser und andere wichtige Teile der kritischen Infrastruktur mit einem bis zu 20-prozentigen Ausfall ihres Personals rechnen. Dementsprechend sei es die Aufgabe der Politik die Quarantäne-Regeln "antizyklisch an die Infektionsdynamik anzupassen".  Die kritische Infrastruktur soll demnach von kürzeren Quarantäne-Zeiten betroffen sein. 

Die schrittweise Durchseuchung der Bevölkerung, die ab einer Infektionsquote von 20 Prozent ihren Peak erreichen würde, hätte ein schnelleres Ende der Welle nach sich. Die zweite, von den Autoren des publizierten Policy-Briefs vorgeschlagene Methode, die Booster-Impfung der Gesamtbevölkerung,  würde die Welle hingegen in die Länge ziehen. 

Auch wenn die Impfung aus Sicht der Experten "das wesentlichste Instrument" ist, müsse ihre Funktion neu verstanden werden. Demnach wäre sie ein "länger dauernder Schutz vor schwerer Erkrankung mit einem kurzfristigen Schutz vor symptomatischer Infektion".

Durchseuchung besonders gefährlich für Ungeimpfte

Da die Gefahr von Omikron noch nicht vollständig bekannt ist, wäre ein Durchlaufen lassen der Welle "eine riskante Wette mit unbekannter Wahrscheinlichkeit zu gewinnen und enorm hohem Einsatz", so die Autoren. Besonders gefährdet wären bei einer Durchseuchung die Ungeimpften. Wenn die Fallzahlen steigen, dürften auch die Todesfälle steigen. Ungeimpfte Kinder sind ebenfalls nicht davor geschützt schwer zu erkranken und nach überstandener Infektion an Long-Covid zu leiden. 

Die endgültige Entscheidung über die Vorgehensweise treffen aber nicht die Expertinnen und Experten, sondern die Politik. So trifft am Donnerstag die Corona-Kommission Gecko zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. 

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