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Expertin warnt: "Armut kommt in der Mittelschicht an"

Die Teuerungen bereiten vielen Sorgen. "Es dauert circa 18 Monate bis man merkt, dass man in der Armut ist", so Expertin Daniela Brodesser.

Amra Duric
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Für Armutsaktivistin Daniela Brodesser und Wirtschaftswissenschaftler Harald Oberhofer sind die Teuerungen alarmierend.
Für Armutsaktivistin Daniela Brodesser und Wirtschaftswissenschaftler Harald Oberhofer sind die Teuerungen alarmierend.
iStock, Screenshot

Alles wird teurer, aber das Einkommen wird nicht mehr. Viele Österreicher kämpfen mit den Teuerungen. Laut dem Vergleichsportal "Durchblicker", das Mitte April 1.200 heimische Haushalte befragte, gaben 91 Prozent an, bei Lokalbesuchen, beim Autofahren, bei Kleidung, Reisen, Freizeit und beim Heizen zu sparen.

"Ich selbst greife wieder auf Diskontprodukte zurück. Die Menschen weit unter der Armutsgrenze haben keinen Spielraum."

Sparen ist auch für Armutsaktivistin Daniela Brodesser kein Fremdwort. Brodesser lebte selbst eine Zeit lang unter der Armutsgrenze. Durch die Teuerungen muss sie den Gürtel nun wieder enger schnallen. "Ich selbst greife wieder auf Diskontprodukte zurück. Die Menschen weit unter der Armutsgrenze haben keinen Spielraum. Ich, die knapp über der Armutsgrenze bin, kann noch einsparen", erzählt die Expertin bei "Talk im Hangar-7" auf ServusTV.

"900 Euro bis 1000 Euro für sechs Personen"

Die Armutsaktivistin kennt das Leben unter der Einkommensgrenze aus eigener Hand kennt. "Mein Mann war freier Dienstnehmer, ich war mehrfach geringfügig Beschäftigt. Es ist sich durch fehlende Kinderbetreuung anders auch nicht ausgegangen. Wir hatte Monate dabei, wo wir ein Einkommen von 900 Euro bis 1.000 Euro für sechs Personen hatten. Ohne Familienbeihilfe. Man schaut, dass das Essen am Tisch ist. Wir sind damals extra aufs Land in eine günstige Wohnung gezogen. Das war eine der kräftezehrendsten Zeiten, die ich in meinem Leben erlebt habe."

"Die Armut kommt in der Mittelschicht an. Die Energiekosten steigen, die Lebensmittelkosten steigen. Das heißt, dass die Menschen, die aktuell noch über der Armutsgrenze sind, haben real wesentlich weniger zur Verfügung. Es dauert circa 18 Monate bis man merkt, dass man in der Armut ist."

Dass diese Zeit wieder zurückkehren könnte, hält Brodesser für realistisch. "Die Armut kommt in der Mittelschicht an. Die Energiekosten steigen, die Lebensmittelkosten steigen. Das heißt, dass die Menschen, die aktuell noch über der Armutsgrenze sind, haben real wesentlich weniger zur Verfügung. Es dauert circa 18 Monate bis man merkt, dass man in der Armut ist."

"Aktuell kein Exit aus dieser Situation zu sehen"

Laut Wirtschaftswissenschaftler Harald Oberhofer gibt die aktuelle Situation nicht viel Anlass zur Beruhigung. "Die Pandemie haben wir global nicht überwunden. Dann kommt noch dazu, dass wir in unserer Nachbarschaft Krieg haben. Wir sehen gerade, was diese Krisen verursachen. Wir haben eine Angebotsverknappung, die durch Corona aufgebaut wurde und auch schon zur Inflation geführt hat." Auch die Energieabhängigkeit von Russland verschärft die aktuelle Situation. 

"Wenn ich sonst schon nur knapp mit meinem Einkommen das Leben bestreiten kann, kann ich mir diese 7 Prozent zusätzlich nicht leisten. Es ist aktuell kein Exit aus dieser Situation zu sehen."

Eine Verbesserung ist laut Oberhofer vorläufig nicht in Sicht. "Wir haben aktuell eine Inflationsrate von über 7 Prozent. Das hatten wir 40 Jahre nicht mehr. Wenn ich sonst schon nur knapp mit meinem Einkommen das Leben bestreiten kann, kann ich mir diese 7 Prozent zusätzlich nicht leisten. Es ist aktuell kein Exit aus dieser Situation zu sehen. Das verunsichert die Leute natürlich."

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