Österreich-News

Fall Kellermayr – nun zweiter Verdächtiger ausgeforscht

Schon im Mai, also zwei Monate vor dem Suizid Kellermayrs, verhörten die Behörden einen Verdächtigen. Nun wurde ein Zweiter ausgeforscht.

Leo Stempfl
Gedenkkerzen und Rauch-Kritik am Wiener Gesundheitsministerium nach dem Tod von Lisa-Maria Kellermayr.
Gedenkkerzen und Rauch-Kritik am Wiener Gesundheitsministerium nach dem Tod von Lisa-Maria Kellermayr.
HEUTE

Als die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr noch lebte, fühlte sie sich von den Behörden im Stich gelassen. Militante Impf- und Maßnahmengegner schickten ihr übelste Drohungen, die ihre Ermordung bis ins grausamste Detail schilderten. Die Polizei gestand schnell Machtlosigkeit ein. "Darknet" – da könne man nichts machen. Kellermayr musste unterdessen wegen der explodierenden Sicherheitskosten ihre Praxis zusperren.

Was die österreichischen Behörden nicht konnten, gelang gewieften Twitter-Usern hingegen rasch. Binnen weniger Stunden hatte man einen Verdächtigen ausgeforscht und die Daten den Ermittlern übermittelt. Die Angriffe auf Kellermayr wurden unterdessen immer mehr – diesmal auch von staatlicher Seite. Am 29. Juli beging sie Suizid.

Verdächtiger wurde schon im Mai verhört

Seitdem laufen die Ermittlungen wieder auf Hochtouren – allerdings in Deutschland. Dort sollen einige der zentralen Figuren der Hasswelle gegen sie sitzen. So gab es letzten Freitag etwa eine Hausdurchsuchung bei einem 59-Jährigen aus dem Maßnahmen-Gegner-Milieu im bayrischen Starnberg am See.

Den Verdächtigen habe man bereits seit längerem im Visier, heißt es vom Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in München, Klaus Ruhland, gegenüber dem "Ö1-Morgenjournal". Er sollte sogar schon im Mai einvernommen werden, hat die Aussage aber schlichtweg verweigert. Dass es nicht früher zur Hausdurchsuchung kam, begründet man mit dem langen Behördenlauf.

Zweiter Verdächtiger

Nun wird offenbar auch in der Bundeshauptstadt Berlin ermittelt. Den Anstoß dazu lieferte eben jene Twitter-Userin und Hackerin, die besagte Informationen aber ausschließlich in offen zugänglichen Quellen recherchiert haben will. Laut "Morgenjournal" führten die Ermittlungen zu einem 31-jährigen, amtsbekannten Rechtsextremen, so die Staatsanwaltschaft Berlin, die sich ebenso über zu wenige rechtliche Möglichkeiten beklagt.

Wer mit Suzid-Gedanken kämpft, kann rund um die Uhr und kostenlos Hilfe in Anspruch nehmen. Erfahrene Experten beraten und unterstützen ausführlich, unkompliziert und ohne Vorurteile.
Die Telefonseelsorge ist von 0 bis 24 Uhr unter der Nummer 142 erreichbar.
Zur Bewältigung von akuten psychosozialen Krisen kann auch das Kriseninterventionszentrum unter 01 4069595, wochentags von 10 bis 17 Uhr, helfen..
Der Männernotruf bietet Männern in Krisen- und Gewaltsituationen österreichweit rund um die Uhr eine erste Ansprechstelle: 0800 246 247.
Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet rund um die Uhr Informationen, Hilfestellungen, Entlastung und Stärkung – auch in Akutsituationen: 0800 222 555.

1/4
Gehe zur Galerie
    Die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr ist am 29. Juli 2022 tot in ihrer Ordination gefunden worden.
    Die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr ist am 29. Juli 2022 tot in ihrer Ordination gefunden worden.
    HERMANN WAKOLBINGER / APA / picturedesk.com