"Gefängnis ist die Hölle"

Fall um Winzer – Testament der Millionärin aufgetaucht

Ein steirischer Winzer sitzt aktuell wegen Mordverdachts in Haft. Er soll seine Lebensgefährtin (71) vergiftet haben. Nun taucht ihr Testament auf.
Christian Tomsits
08.08.2025, 05:30
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Das Haar schwungvoll zurückgekämmt, stets gut gekleidet und auf Society-Events zugegen – aber offenbar ziemlich pleite. Ein bekannter Winzer (57) aus der Steiermark war nicht nur bei Weinkennern beliebt – auch (vornehmlich vermögenden) Frauen soll der großgewachsene "Sunnyboy" immer wieder den Kopf verdreht haben, möglicherweise konnte er sich so trotz finanzieller Schwierigkeiten weiter ein Luxus-Leben finanzieren.

Doch damit ist nun Schluss: Seit 15. Juli sitzt der als Geschäftsmann mehrfach gescheiterte 57-Jährige in St. Pölten ein, es besteht dringender Mordverdacht! Ermittler sind sich sicher, dass er im März 2025 seine millionenschwere Lebensgefährtin vergiftet haben soll – es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Pferdeliebhaberin mit Villa, Privatkoppel und Millionen am Konto dürfte ihm zuletzt seinen ausufernden Lebensstil finanziert haben. Nachdem die Frau einen Schlaganfall erlitten hatte und auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen war, wurde Anfang 2025 eine Sterbeverfügung notariell bestätigt. "Ich habe den Entschluss gefasst, mein Leben zu beenden", ließ sie festhalten.

Der Frau soll das Medikament Pentobarbital-Natrium verabreicht worden sein.
Winfried Rothermel / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Das dafür vorgesehene Medikament Pentobarbital-Natrium habe ihr der Winzer besorgt und ans Bett gestellt – angeblich unter dem Vorwand, es sei ein Magenschoner. Das Pulver habe sie dann selbst geschluckt. Doch Angehörige und Pflegekräfte sind überzeugt: Die Millionärin hatte es sich zuletzt anders überlegt und erst kürzlich mit ihrer zuvor enterbten Tochter wieder versöhnt.

Anwalt Michael Dohr vertritt den Winzer, ist von seiner Unschuld überzeugt.
Denise Auer

Star-Anwalt Michael Dohr, Verteidiger des Winzers, wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe. "Sie hat ihm schon vor Jahren alles geschenkt. Es gab nichts mehr zu erben", sagt er. Das Original-Testament datierte vom 1. Februar 2022 und war die ganze Zeit versperrt. Sie habe kurz vor ihrem Tod gedacht, es sei verschollen und ließ daher, um sicherzugehen, dass ihr Liebster alles erbe, ein neues anfertigen und rückdatieren – das sei aber gar nicht notwendig gewesen.

Dohr ärgert sich auch maßlos über das Sterbeverfügungsgesetz, es sei "nicht praktikabel". Als Hilfeleistender, der nicht selten erbberechtigt ist, würde man sofort unter Mordverdacht fallen, sobald sich andere benachteiligt fühlen. "Viel besser wäre es, wenn eine dritte Person – ein Arzt – das Medikament verabreichen muss", so Dohr. "Das Gefängnis ist die Hölle", leidet der inhaftierte Winzer. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

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