Er unterrichtete Deutsch und Sport, verteilte Noten und bereitete Schüler aufs Leben vor – und das 15 Jahre lang. Ein entscheidendes Detail fehlte: das Diplomzeugnis. Jetzt drohen einem 48-jährigen Steyrer bis zu zwei Jahre Haft.
Der Zufall spielte eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung des Betrugs: Hätte der Mann seine Geldbörse nicht verloren, wäre sein Schwindel möglicherweise nie ans Licht gekommen. Ein Finder brachte sie zur Polizei – beim Durchsehen fiel den Beamten ein gefälschter Polizei-Ausweis auf. Der führte sie nach intensiven Ermittlungen zum gefälschten Diplomzeugnis.
Damit soll sich der Fake-Lehrer seit 2010 Jobs in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich gesichert haben. Zuletzt unterrichtete er laut Polizei an einer Mittelschule in Steyr. Den Bildungsdirektionen fiel der Schwindel nicht auf – das Zeugnis war wohl zu gut gefälscht.
"Es handelt sich um einen nichtalltäglichen Fall, den wir selbstverständlich sehr ernst nehmen", so das schlichte Statement von Oberösterreichs Bildungsdirektor Alfred Klampfer. Nach Bestätigung der Vorwürfe habe man das Dienstverhältnis sofort beendet. Während sich die Behörden um Schadensbegrenzung bemühen, dürften viele Schüler jetzt enttäuscht sein.
Denn: Bei den Kindern kam der Steyrer anscheinend ziemlich gut an, wie eine überraschte Lehrkraft gegenüber den "OÖN" berichtet: "Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Er war auch recht beliebt bei den Kindern."
Auch Eltern loben das Engagement des mutmaßlichen Betrügers. Er sei ein "toller Lehrer mit dem Herzen am richtigen Fleck" gewesen. Vor der Justiz schützt das den 48-Jährigen freilich nicht: Die Linzer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Urkundenfälschung und Erschleichung eines Amtes.
Im Falle einer Verurteilung drohen dem Steyrer bis zu zwei Jahre Haft – noch hofft er aber auf eine Diversion, möchte danach als Quereinsteiger wieder an der Schule arbeiten. Sollte die Staatsanwaltschaft dem zustimmen, würde man auf ein Strafverfahren verzichten, es gäbe keinen Schuldspruch und keinen Eintrag im Strafregister.
Die Bildungsdirektion spricht sich schon jetzt dagegen aus: Sie stellt klar, dass der 48-Jährige dafür ein abgeschlossenes Studium brauche. Wie berichtet wurde der Steyrer schon 2005 exmatrikuliert. Fünf Jahre später soll er seine Karriere in Wien gestartet haben.