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"Vor Hass strotzender, auf Revanche pochender Mob"

Heute Redaktion
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Zürcher und Karlsruher Hooligans haben im Mai 2018 gemeinsam die Basler Muttenzerkurve überfallen. Jetzt liegt die Anklage gegen gut ein Dutzend beteiligter Schläger vor.

Zehn Zürcher, zwei Karlsruher und zwei Anhänger des FC Basel müssen sich im Februar wegen einer wüsten Straßenschlacht im Nachgang zum Saisonabschluss im Mai 2018 vor dem Basler Strafgericht verantworten. Wie die "bz Basel" berichtet, liegt die Anklageschrift gegen die gewaltbereiten Fußballfans nun vor.

An der Straßenschlacht im Basler Lehenmattquartier waren bis zu 90 Personen beteiligt. Ein Mob von rund 40 Anhängern des FC Zürich, des Grasshopper Clubs Zürich und des Karslruher SC fuhr am Abend des 19. Mai 2018 gemeinsam nach Basel, um Angehörige der Basler Muttenzerkurve zu überfallen. Diese feierten auf der Fanplattform beim Stadion St. Jakob bis dahin friedlich das Saisonende.

Opfer blieben regungslos liegen

Um ca. 23 Uhr traf der gewaltbereite Mob in Basel ein und versammelte sich einige hundert Meter von den Feierlichkeiten der Basler. Sie kleideten sich mit weißen T-Shirts mit der Aufschrift "ZKH" ein und bereiteten den Überfall vor. Die Abkürzung steht für" Zürichs kranke Horde", eine berüchtigte Schlägertruppe. "Teils ausgerüstet mit Quarzhandschuhen, Zahnschutz, Bandagen zum Eigenschutz und Sturmmasken bewegte sich der vor Hass strotzende und auf Revanche für vergangene Auseinandersetzungen pochende Mob in Richtung Eventplattform", heißt es in der Anklage.

Die Basler waren völlig überrascht vom Angriff. Diverse Fans wurden niedergeschlagen und sogar "am Boden liegend mit Faustschlägen und Tritten eingedeckt". Laut Anklage blieben mehrere der Opfer nach dem Angrff regungslos am Boden liegen.

Von Baslern in die Flucht geschlagen

Die zahlenmäßig überlegenen Basler formierten sich aber rasch zum Gegenschlag und konnten den Zürcher Mob zurückdrängen und in die Flucht schlagen. "In der Lehenmattstraße rannte die Zusammenrottung der sich zurückziehenden Zürcher Anhänger, sofern sie denn trotz der erhaltenen Schläge und Tritte noch zur Flucht fähig, war zur ihren parken Autos", schildert die Anklage die tumultartigen Ereignisse, die auch durch Leser-Videos dokumentiert sind.

Die Basler schlugen mit Gegenständen auf die Fahrzeuge der Zürcher ein. Einen Jeep Cherokee beschädigten sie schwer: Mit einem Vauban-Gitter zertrümmerten sie dessen Frontscheibe. Der Fahrer setzte rückwärts zur Flucht an und kollidierte dabei mit mehreren parkten Fahrzeugen.

Einschlägige Vorstrafen

Mehrere der angeklagten Zürcher Hooligans, die mehrheitlich zwischen Anfang 20 und Mitte 30 sind, haben schon einschlägige Vorstrafen. Ein 24-jähriger Syrer etwa wurde schon wegen Landfriedensbruchs und Beschimpfung verurteilt. Das hielt ihn nicht davon ab, notorisch weiter zu delinquieren. So attackierte er im August 2018 einen Mann in Zürich auf offener Straße, weil er eine "scheiß Schwuchtel" sei. Im Februar 2019 griff er zudem im Vorfeld des Spiels des FC Zürich gegen den SSC Napoli Polizisten an.

Die Hooligans müssen sich ab dem 17. Februar vor dem Tribunal des Basler Strafgerichts verantworten. Die Verhandlung ist auf 10,5 Tage angesetzt. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.