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Fight für gelähmten Coach: "Gehen beide über Grenze"

Emotionaler K1-Fight! Robert Roseneder will am Samstag den WM-Gürtel holen – mit seinem querschnittgelähmten Coach in der Ecke.

Heute Redaktion
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Seit dem 7. Dezember 2017 ist für Christian Pfannhauser nichts mehr so, wie es einmal war. Seit einem schweren Verkehrsunfall ist der 52-Jährige inkomplett querschnittgelähmt. Resigniert hat der Kampfsport-Coach aber keineswegs. Im Gegenteil: Am Samstag will er einen WM-Titel bejubeln – wie es sich gehört in der Ecke seines Schützlings. "Es wird für uns beide emotional", kündigt er im "Heute"-Talk an.

Im Kampfsportcenter Energy Fitness Amstetten bestreitet K1-Fighter Robert Roseneder seinen ersten WM-Kampf. Keine leichte Aufgabe. Mit 42 Jahren zählt er nicht mehr zu den jüngsten Kämpfern, Gegner ist der 22-jährige Bosnier Srdjan Vuljica. Doch Roseneder hat eine besondere Mission. "Ich habe den Kampf nur unter der Bedingung angenommen, dass mich Christian Pfannhauser in meiner Ecke coacht. Das wird eine Premiere im internationalen Box- und Vollkontaktsport", erklärt Roseneder.

Pfannhauser nahm die Einladung gerne an, auch wenn es für ihn eine Herausforderung darstellt. "Bei meinem Unfall brach der elfte Brustwirbel", erklärt er "Heute". "Ich kann seither etwa 50 Meter aufrecht gehen und für kurze Zeit stehen." Wie sein Schützling Roseneder muss er täglich ein hartes Training bewältigen: "Physio-Therapie, Krafttraining. Ich gehe jeden Tag über meine Grenzen." Mit einem großen Ziel: "Die Ärzte sagten, es wird nicht mehr schlechter, aber auch nicht mehr so, wie es war. Ich sage: Das werden wir sehen. Mein Ziel ist, eines Tages wieder mit einem Stock normal gehen zu können. Man muss ja nicht gleich auf Berge steigen. Für mich ist der Weg das Ziel. Ich werde im April 53 und fühle mich so fit wie ein 22-Jähriger."

Dazu gehört auch, dem "normalen" Alltag als Kampfsport-Trainer nachzugehen. "Ich bin weiterhin als Coach aktiv", ist Pfannhauser stolz. "In unserem Klub (www.kampfsportamstetten.at) ist der Andrang enorm, besonders bei Mädchen zwischen 16 und 21." Ihm ist es wichtig, allen Menschen in allen Altersstufen die schönen Seiten des Sports zu vermitteln. "Unser Motto ist: Angstfreies Lernen des Kampfsports."

Beim Titelfight am Samstag vor 1.500 Fans geht es natürlich nicht um angstfreies Lernen, sondern um knallharten Erfolg. Mit 35 Jahren Erfahrung als Trainer kann Pfannhauser die Erfolgs-Chancen von Robert Rosenender gut einschätzen: "Sein Gegner ist größer, ein gute Boxer und schnell mit den Händen. Deswegen haben wir in der Vorbereitung den Fokus auf das Boxen gelegt. Mit den Beinen ist Robert sowieso stark. Außerdem haben wir uns Tipps von Thaibox-Weltmeister Fadi Merza geholt." Die richtige Taktik? "Die erste Runde wollen wir abwarten. Robert ist konditionell stark. Viele Gegner suchen eine schnelle Entscheidung. Daher ist die Taktik wohl besser auf Konter ausgelegt. Wir stellen uns auf einen längeren Fight ein."

Wird die Action im Ring Coach Pfannhauser dann sogar aus dem Rollstuhl reißen? "Ich will jetzt noch nicht verraten, ob ich während des Kampfes aufstehen werde", schmunzelt er. Für seinen Schützling Roseneder wäre das jedenfalls ein Anblick, der ihm Kraft verleiht: "Es wäre mein größter Wunsch, Christian wieder gehen zu sehen." Roseneder kündigt an: "Ich bin rein körperlich in der besten Verfassung ever und bin guter Dinge. Ich gebe 200 Prozent geben und werde ein würdiger Gegner sein."