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Fink: "Zweiter oder Dritter? Eigentlich egal"

Heute Redaktion
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Austria-Wien-Coach Thorsten Fink erklärt im "Heute"-Interview, dass nur der Europacup-Startplatz zählt und nimmt zum Basel-Gerücht Stellung.

Mit der Wiener Austria kämpft Thorsten Fink in der heimischen Bundesliga um einen Startplatz in der Europa League. Für "Heute" nahm sich der Chefcoach Zeit und erklärte seine Ziele.

Fink sprach außerdem über die Gerüchte um ein mögliches Engagement beim Schweizer Liga-Krösus FC Basel.

"Heute": Die Austria hat zuletzt vier Pflichtspiele in Folge verloren – geht Ihrer Mannschaft im Finish die Puste aus?

Thorsten Fink: "Das Finish geht erst los, es sind noch acht Spiele. Und so gesehen geht Sturm und Altach auch die Puste aus, die hauen ja auch nicht ab. Wir haben jetzt eine schlechte, das ist klar. Das war letztes Jahr ähnlich, ebenfalls im April. Wir haben uns dann super aufgerafft, das müssen wir uns jetzt zum Vorbild nehmen. Als Trainer kann ich der Mannschaft mitgeben, dass man einmal mehr aufsteht als hinfällt in einer Saison. Wir müssen Charakter bewahren und zusammenhalten. Man darf nicht bei anderen die Schuld suchen - sondern man muss selbst sehen, was man machen kann. In meinem Fall heißt das, wie kann ich der Mannschaft helfen, damit wir wieder auf die richtige Bahn kommen."

Sportdirektor Franz Wohlfahrt hat die Mannschaft zuletzt kritisiert, dass "80 Prozent Leistung nicht reichen."

Fink: "Das heißt nicht, dass wir nicht gelaufen sind. Oder dass die Intensität nicht hoch war. Die war hoch. Grünwald hat gegen die Admira über 12 Kilometer gemacht, das war seine Saison-Höchstleistung. Es liegt nicht an der Einstellung der Mannschaft. Aber wenn man kein Selbstvertrauen hat, kann man nur 80 Prozent seiner Leistung abrufen. Aber keiner sagt, ich möchte jetzt nicht gewinnen oder dass er jetzt weniger Meter als der Gegner macht."

Wie wichtig ist der mentale Bereich in Ihrer täglichen Arbeit?

Fink: "Sehr wichtig. Ich muss natürlich sagen, wenn etwas nicht passt. Aber genauso muss ich auch loben, wenn was gut war. Die Zeiten sind heute auch andere, meine Ausbildung war eine andere. Wenn mich Ottmar Hitzfeld früher nicht viel spielen ließ, war es auf dem Platz schon gefährlich für die anderen. Ich wollte dem Trainer unbedingt zeigen, dass ich besser bin als die anderen. Ich habe Kritik so verarbeitet. Mit den Jungen heutzutage muss man aufpassen. Wenn man die kritisiert, brauchen die gleich einen Mentaltrainer. Ein Trainer muss heutzutage mit sehr viel Gefühl arbeiten. Man muss fördern, aber auch fordern.

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Wohlfahrt meinte weiters: "Zehn von elf Gegentoren wären leicht verhinderbar gewesen."

Fink: "Jedes Tor ist verhinderbar. Es spielt ja hier kein Ronaldo gegen uns, der so überragt, dass man ihn nicht ausschalten kann. Jedes Tor ist zu verhindern, irgendeiner macht immer einen Fehler. Ich verstehe die Aussage nicht. Wir haben Spieler, die ihre Stärken in der Offensive haben. Wenn die nach hinten nicht gut arbeiten, kriegen wir Tore, die leichter zu verhindern gewesen wären. Aber es geht immer um's Ganze. Diese Spieler wären, wenn sie defensiv genauso gut wie offensiv wären, heute nicht mehr bei Austria Wien. Das muss man wissen. Unser Kader gibt den zweiten Tabellenplatz her – aber mit welcher Berechtigung sollten wir jetzt immer Zweiter werden? Weil wir früher einmal Erfolge gefeiert haben? Haben wir mehr Geld wie andere? Nein. Wir haben im Winter Spieler abgegeben, unser Kader ist gegenüber dem letzten Jahr schlechter geworden. Wir machen viel mit Charakter und Zusammenhalt dieser Mannschaft. Oder auch mit taktischen Dingen."

"Wir fahren jeder eine Stunde raus aus der Stadt nach Steinbrunn zum Training. Ich bin sogar extra hier herausgezogen, um mitzumachen und vielleicht in das neue Stadion mit rein zu gehen. Es gibt aber eigentlich keinen Grund, warum wir besser sein sollten als Mattersburg. Warum? Vom Budget und allem glaube ich nicht, dass wir viel teurer sind als Mattersburg. Unsere Spieler sind alle um die 20, 21 Jahre alt. Wir haben zwei, drei Spieler, die verdienen ordentlich, aber mehr nicht. Der Anspruch der Leute ist hier immer sehr hoch. Bis vor zwei Wochen war alles okay. Bei der kleinsten Schwächephase wird alles in Frage gestellt, das finde ich sehr traurig. Ob wir Zweiter, was unser Anspruch ist, oder Dritter werden, ist eigentlich egal. Wir wollen den Europacup-Startplatz. Die Europa League ist auch finanziell sehr wichtig – es geht ja auch darum, wer bezahlt das Frühstück hier."

Die Gerüchteküche bringt Sie mit ihrem Ex-Klub Basel in Verbindung – ist da etwas dran?

Fink: "Das sind alles Spekulationen. Mit dem FC Basel besteht immer eine Verbindung, weil ich die Leute dort gut kenne. Aber es ist keiner gekommen und hat gesagt, wir wollen dich verpflichten. Ich möchte mich an den Spekulationen nicht beteiligen. Ich muss mich jetzt um meine Mannschaft kümmern. Aber sicher ist Basel ein guter Verein und einer, der mir immer am Herzen liegen wird. Ich habe dort sehr große Erfolge gefeiert." (AK)