Lemawork Ketema flüchtete 2013 nach Österreich, 2015 wurde er eingebürgert. Jetzt holte er EM-Bronze – obwohl er nie Mindestsicherung bezog und pleite ist.
Lemawork Ketema – diesen Namen müssen sich heimische Sportfans gut merken. Mit seiner persönlichen Bestzeit von 2:13:22 Stunden legte der 32-Jährige die mit Abstand beste Zeit eines Österreichers bei einem Marathon-EM-Rennen hin.
Gemeinsam mit seinen Kollegen Peter Herzog und Christian Steinhammer holte Ketema damit EM-Bronze – ein Erfolg, der auch bei Sportminister Heinz-Christian Strache für Freude sorgte. "Ich sehe diese Leistungen als Hinweis für neue Impulse im Österreichischen Leichtathletikverband", erklärte der FP-Politiker.
Der Weg des gebürtigen Äthiopiers Ketema in die europäische Marathon-Elite war allerdings von Schicksalsschlägen geprägt. 2013 war er für den Salzburg-Marathon in Österreich, nachdem er 2011 das Land ein erstes Mal kennen lernte. "Er kam dann Hals über Kopf nach Salzburg. Man hatte ihn vorher eingesperrt, weil er politisch verfolgt wurde. Er kaufte sich das Ticket selbst, lief in Salzburg (Platz drei, Anm.) und traute sich nicht mehr heim", erinnert sich sein Trainer und Manager Harald Fritz im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. "In seiner Familie waren Leute umgekommen, auch Freunde waren verschwunden. In Äthiopien ist man nicht zimperlich."
Der Marathonlauf (kurz Marathon) ist eine auf Straßen oder Wegen ausgetragene sportliche Laufveranstaltung über 42,195 Kilometerund zugleich die längste olympische Laufdisziplin in der Leichtathletik.
Der Geschichtsschreiber Herodot berichtet über den griechischen Boten Pheidippides, der 490 v. Chr. von Athen in zwei Tagen nach Sparta gelaufen war, um Hilfe im Krieg gegen die Perser zu suchen. Daraus entstand 500 Jahre danach eine Legende, der zufolge ein Läufer sich nach dem Sieg der Athener in der Schlacht von Marathon auf den knapp 40 Kilometer langen Weg nach Athen gemacht habe und dort nach der Verkündung seiner Botschaft "Wir haben gesiegt" tot zusammengebrochen sei.
2015 beschloss der Ministerrat die Einbürgerung
In Fritz fand Ketema rasch einen Freund. "Wenn in den Stockerauer Auen ein Schwarzer in dieser Geschwindigkeit durch den Wald hirscht, fällt er auf", blickt Fritz zurück. Er begann Laufschuhe und weitere Ausrüstung für Ketema zu sammeln und half ihm durch das Asylverfahren. Mit Erfolg, im Dezember 2015 wurde die Einbürgerung durch den Ministerrat beschlossen.
Fritz legt Wert auf die Feststellung, dass sein Schützling, der heute gut Deutsch spricht, nach seiner Zeit als Asylant nie Mindestsicherung in Anspruch genommen hat. "Er sagte immer, ich habe einen Job, ich bin Läufer. Er hat nie einen Euro aus dem Sozialtopf genommen. Er lebt von mageren Förderungen." 2017 betrug das Budget des Wahl-Wieners 20.000 Euro – zu wenig für den Leistungssport.
"Wissen nicht, wie wir uns auf die WM vorbereiten können"
Bereits das Training für die EM war nur mit Glück durchführbar, jetzt ist Ketema pleite. Fritz hofft, dass mit Marathon-Bronze das Interesse von Sponsoren geweckt wurde. "Wir wir uns auf die WM im nächsten Jahr vorbereiten können, wissen wir noch nicht."
(Heute Sport)