Die Flut-Katastrophe hat in Mittel- und Osteuropa schwere Schäden angerichtet. Eines der betroffenen Länder ist Polen, wo in drei Woiwodschaften der Katastrophenzustand für Hochwassergebiete ausgerufen wurde.
In der Kleinstadt Paczków rief Bürgermeister Artur Rolka nach einem Riss in der Staumauer eines Stausees die Bewohner auf, ihre Häuser sofortige zu verlassen. Nachdem dieser Aufruf nicht befolgt wurde, ordnete der Bürgermeister Zwangsevakuierungen an.
In der niederschlesischen Stadt Kłodzko standen ganze Straßenzüge unter Wasser. Die über zwei Meter hohe Flutwelle zerstörte Restaurants, Geschäfte sowie den Innenraum der Franziskanerkirche. Laut Michał Piszko, Bürgermeister der Kleinstadt, werde man fünf bis sechs Jahre für den Wiederaufbau brauchen.
In Nysa (rund 90 km von Breslau entfernt) drang das Wasser aus der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder, in die Notaufnahmestation des örtlichen Bezirkskrankenhauses ein. Insgesamt 33 Patienten wurden von dort mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter auch Kinder und Schwangere. Das berichtete die Nachrichtenagentur PAP.
Die genaue Anzahl der Todesopfer ist noch nicht bekannt. Die Sprecherin des Bezirksamtes in Kłodzko teilte mit, dass es alleine in dieser Region zehn Todesfälle gegeben habe. Das Polizeipräsidium spricht allerdings von sechs Toten. Der Nachrichtensender "TVN24" berichtete am Donnerstag von sieben Todesfällen.
In Breslau (650.000 Einwohner) bereitete man sich auf eine Flutwelle vor, nachdem Bürgermeister Jacek Sutryk Hochwasseralarm ausgerufen hat. Der Höhepunkt ist laut polnischen Medien am Mittwoch eingetreten. Über die gesamte Nacht haben Bewohner auf der Straße gearbeitet und die Dämme verstärkt. Aktuell sei die Situation stabil, heißt es.
"Es ist viel zu früh, das Hochwasser in Breslau für beendet zu erklären. Wir müssen die Entwicklungen so genau wie möglich abschätzen", sagte Premierminister Donald Tusk am Donnerstag.
Schon 1997 kam es in Polens drittgrößter Stadt zu heftigen Regenfällen, durch die 40 Prozent der gesamten Stadt überflutet wurde. In Breslau spricht man dabei von einem "Jahrtausend-Hochwasser". Etwa 7.000 Menschen haben damals ihr Zuhause verloren.
Am Donnerstag reist Bundeskanzler Karl Nehammer nach Breslau. "Ich werde in Polen die Aktivierung des EU-Katastrophenschutzverfahrens fordern. Österreich leistet einen großen Beitrag für die EU, nun braucht es die gezielten Hilfsprogramme der EU, die speziell für Naturkatastrophen entwickelt wurden, um die betroffenen Länder beim Wiederaufbau zu unterstützen", kündigte er im Vorfeld an.
Vor Ort trifft Kanzler Nehammer auf Donald Tusk, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie die Regierungschefs der Slowakei und Tschechien.