Gesundheit

Forscher oder Politik? Wem die Österreicher vertrauen

Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Vertrauenswerten in Bezug auf Wissenschaftler. Das Vertrauen in die Regierung schwindet.

Sabine Primes
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Das Vertrauen in die Wissenschaft ist Voraussetzung für Impfbereitschaft und Einhaltung der Corona-Maßnahmen.
Das Vertrauen in die Wissenschaft ist Voraussetzung für Impfbereitschaft und Einhaltung der Corona-Maßnahmen.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

In Österreich sind jetzt über 60 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Somit ist noch Luft nach oben. Ob sich die Menschen für oder gegen die Corona-Impfung entscheiden, hängt laut einer neuen Pariser Studie vom Vertrauen in die Wissenschaft ab. Das zeigen Daten einer Befragung von insgesamt 54.000 Personen aus zwölf Ländern im vergangenen Jahr. In Österreich nahmen 4.000 Personen an der Studie teil, schreibt das Forschungsteam in der Arbeit im Fachblatt "PNAS".

Der Schlüssel zur Einhaltung der Maßnahmen

Die Wissenschaftler um Yann Algan vom Ecole des Hautes Etudes Commerciales in Paris erhoben das Level an Vertrauen in Mitmenschen, die Regierung und in Wissenschaftler. Außerdem wurden Fragen dazu gestellt, ob die Covid-19-Maßnahmen unterstützt werden und ob man sich daran hält. "Wir haben herausgefunden, dass der Schlüssel zur Unterstützung und Befolgung der nicht-pharmazeutischen Maßnahmen zwischen den Ländern und innerhalb der Staaten das Vertrauen in Wissenschaftler ist", so die Forscher.

Österreich vertraut in die Wissenschaft, Vertrauen in die Regierung geht zurück

Insgesamt präsentiere sich das Standing der Forscher mit im Mittel 84 Prozent Zustimmung über alle Länder hinweg deutlich höher als jenes in die jeweiligen Regierungen (49 Prozent). Österreich zählt mit Neuseeland, Kanada und dem Vereinigten Königreich zu den Ländern mit den höchsten Vertrauenswerten in Bezug auf Wissenschaftler. Frankreich, Brasilien und Polen bilden hier die Schlusslichter.

Während in Ländern wie Italien, den USA oder vor allem Frankreich das Vertrauen in die Forscher im Zeitverlauf stark absank, blieb es etwa in Österreich oder Neuseeland hoch. Auffallend stark fiel hierzulande allerdings der Rückgang beim Vertrauen in die Regierung aus. Hier fiel der zunächst hohe Zustimmungswert von um die 75 Prozent um elf Prozentpunkte ab. Einen ähnlichen Rückgang verzeichnete die Untersuchung sonst nur im Vereinigten Königreich.

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    Seit rund einem Monat wird in drei Supermarkt-Filialen in Wien gegen Corona geimpft. Heute, Montag, zogen Eric Scharnitz, BILLA-Vertriebsdirektor (l.) und der Center Manager der Millennium City Matthias Franta eine erste Bilanz.
    Seit rund einem Monat wird in drei Supermarkt-Filialen in Wien gegen Corona geimpft. Heute, Montag, zogen Eric Scharnitz, BILLA-Vertriebsdirektor (l.) und der Center Manager der Millennium City Matthias Franta eine erste Bilanz.
    Denise Auer

    Menschen, die Wissenschaftern mehr vertrauten, unterstützten laut den Eigenangaben auch die Eindämmungsmaßnahmen in einem Land signifikant häufiger, berichten die Forscher. Ein höheres Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger tat dies zwar auch, aber der Effekt ist deutlich geringer.

    Impfbereitschaft hängt mit Vertrauen zusammen

    Ebenso verhielt es sich bei der Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Diese wurde in der vierten Erhebungswelle (Dezember 2020) erfragt, als sich abzeichnete, dass es bald die Gelegenheit dazu geben würde. Setzten Menschen ihr Vertrauen eher in Wissenschaftlern, war auch ihre Impfbereitschaft deutlich höher.

    Insgesamt würden die Ergebnisse zeigen, dass es von zentraler Bedeutung ist, den Glauben an die Wissenschaft hoch zu halten, wenn es darum geht, dass Menschen Maßnahmen mittragen sollen, meinen die Studienautoren.

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