Gesundheit

Nur diese zwei Gründe sprechen gegen Corona-Impfung

Ein Immunologe räumt mit Falschmeldungen auf und erklärt, wer sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen sollte.

Sabine Primes
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Je mehr geimpft sind, desto geringer das Risiko.
Je mehr geimpft sind, desto geringer das Risiko.
Getty Images/iStockphoto

Der Impffortschritt scheint aktuell zu stocken. Um den Zugang zur Impfung noch niederschwelliger und einfacher zu machen, wird jetzt an prominenten Orten in Wien geimpft: Am Donnerstag startet die Impfstation im Stephansdom. Auch Impfbusse sind in Wien unterwegs und laden zum schnellen Stich ein, wo sich bisher 47.000 Wiener ihr Jaukerl ohne Termin geholt haben. Auch beim Hausarzt kann man sich impfen lassen.

Das Ziel ist, möglichst viele Menschen zu immunisieren, um auch die Bildung weiterer Mutationen zu bekämpfen. Denn diese entstehen, wenn sie Möglichkeit haben, sich zu verbreiten - was bei Ungeimpften natürlich am leichtesten ist. Die Vollimmunisierung - also beide Impfungen - schützt vor einem schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf und davor, andere anzustecken. Impfdurchbrüche bei Geimpften können vorkommen, müssen aber nicht und sind auch nicht vorhersagbar. Erkrankt ein Geimpfter trotzdem an Corona, ist die Viruslast in der Regel so gering, dass es für andere Geimpfte nicht ansteckend ist. Jeder, der nicht geimpft ist, nimmt die Gefahr in Kauf, sich zu infizieren.

Arzt entkräftet Falschmeldungen zur Corona-Impfung

Dennoch gibt es weiterhin Menschen, die davon überzeugt sind, dass eine Infektion ihnen nichts anhaben kann und halten die Impfung für überflüssig. Andere führen Sicherheitsbedenken an oder haben kein Vertrauen in die Impfstoffe. Aber wer ist von diesen überhaupt betroffen? In einem Twitter-Thread hat sich der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl an Erklärungen zu den am häufigsten vorgebrachten Gegenargumenten gewagt:

Schwangerschaft: Anders als in Deutschland, wird die Corona-Impfung in Österreich für Schwangere empfohlen. "Heute" hat darüber berichtet. Besonders zu mRNA-Impfstoffen - wie jener von BioNTech/Pfizer oder Moderna - wird geraten. In Deutschland sind die Impfstoffe für Schwangere aktuell noch nicht empfohlen, aber es sprechen sich auch dort Ärzte dafür aus. Auch der Chef des Frauenärzte-Verbands, Christian Albring, empfiehlt eine solche Impfung. "Gerade, da die inzwischen verbreitete Delta-Variante nach internationalen Berichten mit einer hohen Infektiosität und mit einer erhöhten Erkrankungsrate auch bei Schwangeren einhergeht, ist nach Ansicht der Gynäkologenverbände eine Impfung vor und in der Schwangerschaft sowie im Wochenbett und in der Stillzeit sinnvoll", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

Kapillarlecksyndrom: "Für AstraZeneca und Johnson & Johnson gibt es noch den Ausschluss von Personen mit Kapillarlecksyndrom, einer sehr seltenen Erkrankung", schreibt Watzl. Diese Personen könnten aber mit einem mRNA Impfstoff geimpft werden. Das Kapillarlecksyndrom, auch Clarkson-Syndrom genannt, ist eine sehr seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Erkrankung mit einem generalisierten Ödem.

Myokarditis (Herzmuskelentzündung): "Eine frühere Myokarditis ist kein Ausschluss für eine Impfung. Nur wenn eine Myokarditis nach der ersten mRNA Impfung aufgetreten ist, sollte keine zweite mRNA Impfung verabreicht werden. Man könnte hier aber auf einen anderen Impfstoff ausweichen", heißt es in Watzls Tweet.

Gerinnungsstörungen/ Faktor-V-Leiden: Eine Gerinnungsstörung, also eine Erkrankung, bei der das Blut nicht richtig gerinnen kann, erhöhe das Risiko einer Sinusvenenthrombose nach AstraZeneca oder Johnson & Johnson-Impfung nicht, da der Mechanismus ein anderer sei, hält Watzl fest. "Daher ist das kein Ausschluss für einen der Impfstoffe."

Autoimmunerkrankung: Menschen, die unter einer Autoimmunerkrankung wie etwa Psoriasis (Schuppenflechte) leiden, befürchten, dass die Impfung einen Krankheitsschub auslösen könnte. Deshalb zögern sie, sich immunisieren zu lassen. Das Risiko eines Schubes bestehe laut Watzl jedoch bei jeder Infektion oder Impfung - auch, wenn es nur selten eintritt. Ein "genereller Impfausschluss" sei das aber nicht. 

Geschwächtes Immunsystem: Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem stelle die Impfung "kein höheres Risiko" dar, so Watzl. Es könne jedoch sein, dass die Impfung bei ihnen nicht so gut funktioniert, sie eventuell mehrfach geimpft werden müssten, bis ein ausreichender Schutz vorhanden ist.

    Der Impfstoff "Comirnaty" von BioNTech/Pfizer basiert auf mRNA-Technologie und wird in zwei Etappen geimpft. Auch Kinder ab 12 Jahren können damit immunisiert werden.
    Der Impfstoff "Comirnaty" von BioNTech/Pfizer basiert auf mRNA-Technologie und wird in zwei Etappen geimpft. Auch Kinder ab 12 Jahren können damit immunisiert werden.
    Ronny Hartmann / dpa / picturedesk.com

    Frühere allergische Impfreaktionen: Auch frühere schwere oder allergische Reaktion auf eine andere Impfung seien "in den meisten Fällen" kein Ausschluss, meint der Immunologe.

    Zusammengefasst gibt es für Watzl also nur zwei Gründe, die gegen eine Impfung sprechen:

    1. Wenn man unter 12 Jahre alt ist

    2. Wenn es eine benannte, bekannte Allergie gegen einen der Impfinhaltsstoffe gibt

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