Politik

Sogar BBC berichtet über FPÖ-Rattengedicht

Heute Redaktion
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"Widerlich" nannte Bundeskanzler Sebastian Kurz eine Aktion seines Koalitionspartners zu Ostern. Die Sache hat es bis in internationale Medien geschafft.

Das Gedicht "Die Stadtratte" der FPÖ in Braunau am Inn schlug nicht nur in Oberösterreich hohe Wellen, auch die internationale Presse griff den Skandal auf. In einer Postwurf-Sendung zu Ostern konnten die Braunauer über Vergleiche zwischen Ratten und Menschen lesen, über Migranten und die "Vermischung" von Kulturen und Sprache.

Rassistisches Gedicht

Aus Sicht einer "heimischen" Ratte dichtete der Vizebürgermeister Christian Schilcher als "Nagetier mit Kanalisationshintergrund" über Migranten, Integration und Religion. Über die "Vermischung" von Kulturen hat er nichts Gutes zu sagen: ".. dass wenn man zwei Kulturen mischt / (als hehres Ziel wird aufgetischt) / es ist, als ob man sie zerstört, / das finde ich ganz unerhört!"

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Internationale Reaktionen

Doch nicht nur im kleinen Österreich war die Empörung groß, sogar im englischsprachigen Raum schreibt man über das "zutiefst rassistische" Rattengedicht.

Die Europa-Ausgabe der angesehenen Politik-Plattform "Politico" berichtete über den Skandal und wies zudem darauf hin, dass die Sache ausgerechnet in Braunau am Inn - dem Geburtsort von Adolf Hitler - passierte. Der Vergleich von Mensch und Ratte ist historisch vorbelastet, die SPÖ kritisierte das Gedicht, das "fatal an einen sprachlichen Umgang mit Menschengruppen, wie er in der NS-Propaganda üblich war", erinnert.

Auch die britische "BBC" und die US-amerikanische Zeitung "The Hill" brachten Artikel zu dem Ratten-Gedicht und der heftigen Kritik daran.

Ein Facebook-Posting von Vizekanzler Heinz-Christian Strache, das nicht direkt auf das Gedicht Bezug nimmt, fand ebenfalls Beachtung. Strache schreibt darin über "aktuelle Hetze und Kampagnen gegen die FPÖ", die nur zeigen würden, dass die politischen Gegner der FPÖ vor der EU-Wahl "besonders nervös" seien.

"Widerlich"

In der internationalen Presse findet aber auch die scharfe Kritik an dem Gedicht Platz: Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), der in einer Koalition mit der FPÖ regiert, nannte das ausländerfeindliche Gedicht "widerlich" und forderte eine Distanzierung.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte Ähnliches: "Die getätigte Wortwahl ist abscheulich, menschenverachtend sowie zutiefst rassistisch und hat in Oberösterreich und im ganzen Land nichts verloren." Auch Kurz forderte eine Distanzierung der oberösterreichischen FPÖ: "Es braucht sofort und unmissverständlich eine Distanzierung und Klarstellung durch die FPÖ Oberösterreich."

Der FPÖ selbst tut es (zumindest ein bisschen) leid. Der Braunauer FPÖ-Stadtrat Hubert Esterbauer meinte, Schilcher habe damit "bestimmte Themen pointiert" vermitteln wollen. Schilcher selbst sagte: "Ich wollte mit meinem Text provozieren, aber keinesfalls beleidigen oder gar jemanden verletzen." Er habe die Formulierungen "wenig durchdacht". Der Landesparteisekretär der FPÖ, Erwin Schreiner, bezeichnete das Gedicht als "geschmacklos".

Rücktritt

Am Dienstag gab der Verfasser des Gedichts, der Braunauer Vizebürgermeister Christian Schilcher, seinen Rücktritt bekannt. Nähere Infos dazu hier!

(csc)

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