Jean Pormanove

Französischer Streamer stirbt vor laufender Kamera

Der französische Streamer ist während eines Livestreams gestorben. Sein Tod entfachte im Internet eine Debatte über Prävention und Mitschuld.
20.08.2025, 22:00
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Der französische Streamer Jean Pormanove war auf der Plattform "Kick" für seine extremen Challenges bekannt – nun ist der 46-Jährige vor laufender Kamera gestorben. Der Tod des Streamers löste im Internet eine Debatte aus und sorgte national sowie international für Schlagzeilen.

Im Internet verbreiteten sich rasch die Videos seines letzten Streams: Dort war zu sehen, wie Pormanove nach rund 297 Stunden streamen regungslos auf einer Matratze lag. Seine Kollegen versuchten vergeblich, ihn zu wecken. Doch als auch das Werfen einer Wasserflasche ins Gesicht nicht half, brach den Steam abrupt ab

"Zehn Tage und Nächte der Folter"

Jean Pormanove, mit bürgerlichem Namen Raphaël Graven, liess sich in seinen Livestreams häufig Gewalt und Demütigung aussetzen. Hunderttausende Personen schauten dem 46-Jährigen auf verschiedenen Plattformen zu. Laut "BFMTV" hatte er in seinem letzten Stream "zehn Tage und Nächte der Folter" hinter sich – darunter körperliche Gewalt, Schlafentzug und die Einnahme giftiger Substanzen. Die französische Zeitung "Le Monde" verglich das Geschehen mit einem dystopischen Szenario der Serie "Black Mirror".

Bereits im Januar waren zwei seiner Streamer-Kollegen wegen mutmasslicher Gewalt gegen schutzbedürftige Personen festgenommen worden. Damals hatte die Zeitung "Le Parisien" einen Live-Stream kritisiert, bei dem sowohl Jean Pormanove als auch eine beeinträchtigte Person gedemütigt wurden.

"Sie wussten davon und haben nichts unternommen"

Die französische Ministerin für künstliche Intelligenz und digitale Technologie bezeichnete den Tod des Streamers als "absoluten Horror" und kündigte eine Untersuchung an. "Die Haftung von Online-Plattformen für die Verbreitung illegaler Inhalte ist keine Option, sondern gesetzlich vorgeschrieben. Ein solches Versäumnis kann zum Schlimmsten führen und hat weder in Frankreich noch in Europa oder anderswo seinen Platz."

In den sozialen Medien erntete die Ministerin nach ihrer Stellungnahme scharfe Kritik: Sie sei bereits vor mehreren Monaten von einem französischen Medium über die Zustände informiert worden.

"Als Sie vor mehreren Monaten darauf aufmerksam gemacht wurden, hätten Sie eine Untersuchung einleiten müssen", schreibt eine Nutzerin. "Es brauchte erst einen Toten, damit reagiert wurde", so ein anderer Nutzer. Eine dritte Person schreibt: "Sie wussten davon und haben nichts unternommen. Das ist Mittäterschaft." So entfesselte sich in Frankreich eine öffentliche Debatte, ob der Tod von Jean Pormanove hätte verhindert werden können.

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"Lolcows" sollen für virale Momente sorgen

Der Trend der öffentlichen Demütigung ist nichts Neues, wie "Le Temps" berichtet. Bereits im vergangenen Jahrzehnt verbreitete sich der Trend. Soziale Medien wie Tiktok wurden zum Nährboden für sogenannte "Lolcows" – Menschen, die für einen viralen Moment verspottet werden. Die Praxis birgt erhebliche Gefahren, die von Mobbing bis hin zu schwerer Ausbeutung reichen. Im Fall von Jean Pormanove endete sie tödlich.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 20.08.2025, 22:00
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