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Friesacher: "So schafft es ein Österreicher in die F1"

Wann sehen die Fans wieder einen Piloten aus Österreich im Formel-1-Cockpit? Ex-Pilot Patrick Friesacher gibt vor dem Rennen in Spielberg Tipps.

Heute Redaktion
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Der Grand Prix am Red-Bull-Ring ist für Formel-1-Fans in Österreich ein Pflichttermin. Aber wann gibt es wieder einen rot-weiß-roten Piloten in der PS-Königsklasse? "Heute" fragte vor dem Rennen am Sonntag (15.10 Uhr) bei Ex-Formel-1-Pilot Patrick Friesacher nach, was für den Sprung in die Motorsport-Elite nötig ist, wie die perspektiven des heimischen Nachwuchs sind und welche Probleme die Formel-1-Bosse bewältigen müssen.



"Heute": Patrick, bekommen die Fans bald einen Piloten aus Österreich in der Formel 1 zu sehen?


Patrick Friesacher: "Das ist schwierig. Lucas Auer und Ferdinand Habsburg sind Kandidaten. Aber es wird immer schwerer, ein Cockpit zu bekommen. Österreich ist ein kleines Land, was die Möglichkeiten betrifft."

"Heute": Geht es dabei um Geld oder Talent?

Friesacher: "Geld war immer schon eine Frage und eine Eintrittskarte. Auch Niki Lauda musste Geld mitbringen. Aber damals war alles viel einfacher. Heute ist schon das Kart-Fahren teuer, und dann auch alle Formel-Klassen. Man benötigt Unterstützung, Sponsoren oder reiche Eltern. Sonst kommt man im Motorsport nicht weiter."

"Heute": Schneidet sich die Formel 1 mit einer hohen Einstiegshürde nicht ins eigene Fleisch?

Friesacher: "Als guter Fußballer oder Skifahrer kann man einfach trainieren. Das geht im Motorsport nicht, so leicht kommt man da nicht hinein. Bevor das Talent eine Rolle spielt, muss finanziell investiert werden. Leider, da bleiben viele Talente auf der Strecke."

"Heute": Was ist außer Geld noch nötig, um den Sprung zu schaffen?

Friesacher: "Ob Lucas und Ferdinand gut genug für die Formel 1 sind, wird sich weißen. In den unteren Klassen sind beide gut. Da muss man Rennen gewinnen, vorne mitfahren, und dann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Das ist manchmal schwierig."

"Heute": Für junge Talente sind Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Max Verstappen vermutlich die großen Vorbilder. Wie sind sie vom Typ her, wer ist der bessere Rennfahrer?

Friesacher: "Vettel, Hamilton und Verstappen sind super Talente und extrem schnell. Das haben sie immer wieder bewiesen. Es kommt auf die Tagesverfassung an. Sie sind auch vom Charakter her total unterschiedlich. Im Cockpit weiß aber jeder, was er zu tun hat. Max ist sehr jung und hat eine große Zukunft vor sich. Er ist einer der nächsten Weltmeister."

"Heute": Wo liegen die Probleme der Formel 1, was muss sich in Zukunft ändern?



Friesacher:
"Die Rennen müssen spannender werden. Wenn nur ein Team vorne wegfährt, ist das sehr schade für den Sport. Als Fan willst du unterhalten werden. Da muss Spannung her und Überholmanöver, aber keine künstlichen."

"Heute": Wie kann mehr Spannung herbeigeführt werden?

Friesacher: "Die Aerodynamik ist zu wichtig. In den schnellen Kurven kann man nicht dran bleiben, weil der Anpressdruck fehlt und die Reifen damit kaputt gehen. Da muss eine Lösung her. Man muss die Jungs auch rennfahren lassen. Jede leichte Berührung wird sofort untersucht, jeder Spurwechsel. Man soll nicht dauernd einschreiten und bestrafen. Bei gefährlichen Situationen natürlich schon."

"Heute": Die Formel 1 bekommt steigende Konkurrenz von der MotoGP und der Formel E. Muss sich die Königsklasse neu erfinden?

Friesacher: "Insgesamt muss man die F1 nicht neu erfinden, aber an ein paar Stellschrauben drehen. Die MotoGP ist spannend und spektakulär, private Teams fahren vorne mit. In der Formel 1 sind die ersten drei Teams in einer eigenen Welt, kleine Teams haben keine Chance. Alle zehn Teams müssten in einer Sekunde sein, dann gibt es pures Racing."



"Heute": Wie beurteilst du die aktuellen Entwicklungen? Ist das der richtige Weg?


Friesacher: "Es geht nicht darum, dass die Formel 1 fünf bis zehn Sekunden schneller wird, aber das Racing muss gegeben sein. Ich bin auch kein Fan der Turbo-Motoren. Der Sound ist verloren gegangen, der hat früher zur Formel 1 dazugehört. Der Sound früher war magisch, da bekam man Gänsehaut."

"Heute": Wer gewinnt in Spielberg?

Friesacher: "Drei Teams haben Chancen, die Abstände an der Spitze sind kleiner geworden. Mein Tipp für die WM ist Sebastian Vettel, in Spielberg machen es sich Vettel und die Mercedes-Piloten aus."