Anhörung am Donnerstag

"Fritzlmania": So könnte Kellervater bald frei sein

Am Donnerstag muss Josef Fritzl (88) in Krems vor einen 3-Richter-Senat. Seine Anwältin Astrid Wagner spricht von einer "Fritzlmania".

"Fritzlmania": So könnte Kellervater bald frei sein
Josef Fritzl beim Prozess im Jahr 2009 in St. Pölten.
apa/picturedesk

Am Donnerstag soll Österreichs berühmtester Häftling, Josef Fritzl, am Landesgericht Krems einem Drei-Richter-Senat vorgeführt werden. Dabei will der mittlerweile an Demenz leidende 88-Jährige die vorsitzenden Juristen überzeugen, dass keine Gefahr mehr von ihm ausgehe und daher nichts dagegen spricht, dass er die letzten Lebensjahre in Freiheit verbringt.

Auch die renommierte Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner war in ihrem jüngsten Gutachten zum Schluss gekommen, dass von Fritzl keine große Gefahr mehr ausgehe. Der Sexualtrieb des Seniors sei völlig erloschen und die Demenz fortgeschritten.

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    Josef Fritzl beim Prozess im Jahr 2009 in St. Pölten.
    Josef Fritzl beim Prozess im Jahr 2009 in St. Pölten.
    apa/picturedesk

    Seine Rechtsanwältin, Astrid Wagner, hielt sich auf Nachfrage zur Vorführung am Donnerstag bedeckt.

    "Teils sehr wache Momente"

    Allerdings meint die Anwältin, dass Josef Fritzl auch teils sehr helle und wache Momente habe: "Bei einem Termin habe ich mich geirrt, nannte einen falschen Wochentag", erzählt Astrid Wagner. Daraufhin sei Josef Fritzl sofort unruhig geworden, habe gefragt: "Was? Das heißt, der Termin am Donnerstag findet nicht statt?!" Erst als Wagner den Fehler eingestanden hatte und den Termin bestätigte, sagte der "Kellervater": "Na, dann bin ich beruhigt. Wir sehen uns am Donnerstag, Frau Doktor."

    Wenn Fritzl wieder in Freiheit ist, will er dann eine Wohnung bzw. ein Haus mit Keller haben?
    Anwältin Astrid Wagner
    über Fragen von Journalisten

    Generell sei zuletzt wieder eine Art "Fritzlmania" zu beobachten. Laut Anwältin würden Journalisten teils schräge Fragen stellen, wie: "Wenn Fritzl wieder in Freiheit ist, will er dann eine Wohnung bzw. ein Haus mit Keller?" Die "Fritzlmania" zeigt sich auch in Berichten anderer Plattformen und Medien, die über angebliche Freigänge des im April 89 Jahre alt werdenden Fritzl berichteten.

    Im Jahr 2008, nach Bekanntwerden des Verbrechens, hatten Medien auch aus dem Ausland Amstetten und Mauer (Anm.: dort waren Tochter und Kinder untergebracht) regelrecht belagert. Auf einem Baum im Landesklinikum Mauer hockte zum Beispiel tagelang ein Fotograf, um einen Schnappschuss der Tochter zu erhaschen.

    Freiheit nach 16 Jahren?

    Fakt ist: Josef Fritzl hat noch keine unbegleiteten Frei- oder Ausgänge aus dem Gefängnis. Er bewohnt eine Zelle am "Felsen", der Justizanstalt Krems-Stein, gilt als unauffälliger, unproblematischer Insasse. "Lebenslang ist im Schnitt in Österreich zwischen 18 und 22 Jahre. Nach 15 Jahren hat man die Chance auf eine bedingte Entlassung. Fritzl sitzt seit 16 Jahren", erklärt die Anwältin.

    Nur zum Vergleich: Rekordhäftling Juan Charlos Chmelir hatte trotz mehrerer positiver Gutachten über 50 Jahre gesiebte Luft geatmet (in der berüchtigten Karlau, Anm.), starb schließlich 2021 nach schwerer Krankheit mit 71 Jahren im Häfen. Auch im Fall Fritzl gibt es einige Stimmen, die meinen: "Eine Freilassung wäre ein Schlag ins Gesicht der Opfer."

    Theoretisch nächste Woche frei

    Theoretisch könnte Josef Fritzl, der ja vor einigen Jahren einen anderen Namen wählte und nun Mayrhoff heißt, nächste Woche ein freier Mann sein. An einen derart schnellen Erfolg glaubt indes selbst seine Anwältin nicht: "Er muss Stück für Stück an die Freiheit herangeführt werden, eben mit Ausgängen und Sozialtrainings." Dass Josef Fritzl diesen Frühling bzw. Sommer ein freier Mann ist, darf vom jetzigen Zeitpunkt als durchaus möglich betrachtet werden. Am Donnerstagvormittag weiß die Öffentlichkeit wieder ein Stückchen mehr.

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