Brettspiel als Game

"Frosthaven" im Early Access – digitale Eiszeit beginnt

Ein frostiger Koloss wagt sich aus dem Schatten von "Gloomhaven". Mit "Frosthaven" startet ein neues Kapitel des gefeierten Brettspiel-Universums.
Rene Findenig
31.07.2025, 19:22
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Mit "Frosthaven" startet ein neues Kapitel des gefeierten Brettspiel-Universums von "Gloomhaven" – diesmal als digitale Adaption, die seit kurzem im Steam Early Access verfügbar ist. Doch hält der Einstieg, was das ursprüngliche Mega-Spiel versprach? "Frosthaven" gilt nicht nur als offizieller Nachfolger des mehrfach ausgezeichneten Taktik-Brettspiels "Gloomhaven", sondern auch als dessen noch ambitionierterer Bruder.

Die digitale Version, entwickelt von den belgischen Boardgame-Experten von Flaming Fowl Studios und Snapshot Games, hat nun den Sprung in den Early Access für PC auf Steam geschafft und will Spieler mit tiefgreifender Strategie, kooperativen Missionen und jeder Menge Inhalt für lange Zeit an den Bildschirm fesseln. "Gloomhaven" hat für PC ein Paradebeispiel dafür dargestellt, wie ein komplexes Brettspiel überzeugend ins Digitale übertragen wird.

Deutlich komplexer als der Vorgänger

"Frosthaven" verspricht sogar noch mehr: neue Charakterklassen, ein vollständig überarbeitetes Kampagnen- und Handwerkssystem – und vor allem die eisige, erbarmungslose Spielwelt, die dem Titel seinen Namen gibt. Wer "Frosthaven" spielt, merkt schnell: Das Ziel ist nicht nur das Bezwingen von Monstern oder das Sammeln von Beute. Im Zentrum steht das Überleben einer Siedlung in einer gnadenlosen Eislandschaft.

Die Gruppe der Helden muss sich nicht nur durch gefährliche Dungeons kämpfen, sondern auch mit knappen Ressourcen, harten Wetterbedingungen und Angriffen auf ihre Basis zurechtkommen. Dabei wird das Spielgeschehen deutlich komplexer als beim Vorgänger: Zwischen den Missionen kümmert man sich um die Verwaltung des Dorfes, baut neue Strukturen, versorgt verwundete Mitstreiter und trifft Entscheidungen mit Konsequenzen.

System nahezu 1:1 in die digitale Welt übertragen

Das Konzept erinnert dabei fast schon an Aufbau-Strategie-Spiele – allerdings tief verwoben mit den Kernelementen eines rundenbasierten Rollenspiels. Das Herzstück von "Frosthaven" bleibt aber auch in der digitalen Fassung der ausgeklügelte Kampfmechanismus. Wie im Original-Brettspiel stehen nicht Würfelwürfe oder Zufallsereignisse im Vordergrund, sondern durchdachtes Kartenspiel mit jeweils zwei Fähigkeiten pro Runde.

Jede Aktion will wohlüberlegt sein – besonders, weil Handkarten gleichzeitig das Aktionsrepertoire und die Lebensenergie der Charaktere darstellen. Die Entwickler haben es sich zur Aufgabe gemacht, dieses System nahezu 1:1 in die digitale Welt zu übertragen – mit Erfolg. Die Benutzeroberfläche wirkt bereits im Early Access aufgeräumt, klar verständlich und intuitiv bedienbar, was bei der Fülle an Informationen keinesfalls selbstverständlich ist.

"Frosthaven" bringt frischen Wind ins Universum

Im Gegensatz zu "Gloomhaven" bringt "Frosthaven" frischen Wind durch eine ganze Reihe neuer spielbarer Charakterklassen. Diese sind nicht nur optisch und thematisch interessant, sondern führen auch gänzlich neue Mechaniken ein. Vom Biologen, der Pflanzen manipuliert, bis zum Tüftler, der mit Sprengfallen hantiert – jede Klasse bietet ein ganz eigenes Spielerlebnis und verlangt unterschiedliche Taktiken.

Allerdings: Derzeit ist im Early Access nur eine begrenzte Auswahl an Klassen verfügbar. Die Roadmap der Entwickler sieht aber eine sukzessive Erweiterung vor – ebenso wie die Integration weiterer Features im Multiplayer und Mod-Support. Visuell präsentiert sich "Frosthaven" im Early Access bereits stimmungsvoll. Schneebedeckte Landschaften, düstere Höhlen und frostige Gegner sorgen für eine dichte Atmosphäre.

Mächtiges Grundgerüst, einige Baustellen

Die isometrische 3D-Grafik ist funktional und detailreich, erreicht jedoch (noch) nicht das Level von AAA-Titeln. Für ein Strategiespiel dieser Art reicht die Optik aber allemal. Akustisch punktet "Frosthaven" mit zurückhaltender, aber stimmiger Musik und passenden Soundeffekten. Die Vertonung der Figuren ist bisher spärlich, könnte in kommenden Updates jedoch ausgebaut werden. Ein mächtiges Grundgerüst also – aber auch noch einige Baustellen.

Wie bei vielen Early-Access-Titeln zeigt auch "Frosthaven" einige Ecken und Kanten. Manche Menüs reagieren noch träge, gelegentliche Bugs stören den Spielfluss, und die Performance auf Mittelklasse-Hardware ist nicht immer stabil. Auch Story-Elemente und Cutscenes wirken noch fragmentarisch und könnten in späteren Phasen deutlich stärker in Szene gesetzt werden. Wirklich störend ist das aber nur selten – das strategische Fundament ist bereits jetzt solide.

Keine Scheu vor einer steilen Lernkurve

Wer sich mit komplexen Mechaniken, rundenbasierter Planung und tiefgreifender Progression wohlfühlt, bekommt in der frühen Fassung bereits Suchtpotenzial. Eine Warnung: "Frosthaven" im Early Access ist kein leicht verdauliches Spiel für zwischendurch. Es ist ein Mammutprojekt, das langfristig unterhalten will und bereits jetzt das Potenzial erkennen lässt, "Gloomhaven" digital zu übertreffen. Wenn man Geduld und keine Scheu vor einer steilen Lernkurve hat.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 31.07.2025, 19:22
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