Kontinent-Umrundung

"Führen uns vor" – China-Kriegsschiffe vor Australien

Eine chinesische Flotte hat Australien umrundet und Schießübungen durchgeführt. "Sie führen uns in unserem eigenen Hinterhof vor", heißt es.
12.03.2025, 21:42

Eine Flotte chinesischer Kriegsschiffe hat in den vergangenen Wochen Australien umrundet und damit eine Debatte über die Verteidigungsfähigkeit des Landes ausgelöst. Die drei Schiffe – ein Kreuzer, eine Fregatte und ein Versorgungstanker – fuhren durch Australiens Wirtschaftszone und führten vor der Westküste des Landes Schießübungen durch.

Die chinesischen Manöver zwangen Dutzende zivile Flüge zu Umleitungen und fanden wenige Tage nach dem Besuch eines US-Atom-U-Boots in Australien statt. Am vergangenen Wochenende steuerte die Flotte schließlich Richtung Indonesien, wie die "New York Times" berichtet.

"Sie führen uns in unserem eigenen Hinterhof vor"

Australiens Regierung betonte, dass der chinesische Marineeinsatz völkerrechtlich legal sei. Doch der Vorfall war das bislang südlichste Manöver der chinesischen Streitkräfte und sorgte für Unruhe. "Die Chinesen führen uns in unserem eigenen Hinterhof vor", sagte der Militärexperte Marcus Hellyer. "Wir können nicht einmal unser eigenes Land umfahren, während sie es problemlos tun."

Besonders die offenbar schlechte Ausstattung der australischen Marine gerät dadurch in den Fokus. Experten weisen darauf hin, dass die australische Flotte derzeit so klein und alt sei wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Zwei der für Langstreckeneinsätze entscheidenden Tanker seien seit Monaten außer Betrieb. Zum Vergleich: Die drei chinesischen Kriegsschiffe hatten zusammen 144 Raketenabschusszellen – fast so viele wie die gesamte australische Marine mit ihren zehn Kriegsschiffen, die insgesamt 200 solcher Abschussvorrichtungen besitzt.

China spricht von "Trainingszwecken"

Die Fahrt der chinesischen Kriegsschiffe fiel zudem in eine Zeit geopolitischer Unsicherheiten. Während die USA ihre Unterstützung für Verbündete wie Europa und die Ukraine hinterfragen, bleibt unklar, wie fest die militärische Allianz zwischen Australien und den Vereinigten Staaten verankert ist. "Chinas Marine zeigt uns unsere Verwundbarkeit genau in dem Moment, in dem sich die USA als unzuverlässig erweisen", schrieb Peter Hartcher, internationaler Politredakteur des "Sydney Morning Herald".

Die chinesische Regierung erklärte, ihre Schiffe seien lediglich zu Trainingszwecken unterwegs gewesen. "Als große Macht in dieser Region ist es für China normal, Schiffe in verschiedene Gebiete zu entsenden", sagte der chinesische Botschafter in Australien, Xiao Qian.

Australien führte Manöver in Nähe Chinas durch

Australien hat in der Vergangenheit selbst Manöver in der Nähe Chinas durchgeführt, etwa in der Straße von Taiwan und im Südchinesischen Meer.

Doch der derzeitige Vorfall unterscheidet sich: "Südlich von Australien oder in der Tasmansee gibt es keinen Grund für eine solche Präsenz, außer eine Botschaft zu senden", sagte Ray Powell, Direktor des maritimen Transparenzprojekts SeaLight. "Und diese Botschaft lautet: Wir können euch in Gefahr bringen."

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