Ein letztes Schnitzel, ein letzter Spritzer – dann ist’s vorbei. Am Ostermontag sperrt das Gasthaus Neuwirth in Bad Mitterndorf für immer zu.
Nach 60 Jahren heißt es Abschied nehmen – was einst als kleine Gaststube begann, wurde später zur Kultstätte. Nicht zuletzt wegen Sohn Thomas, der als Conchita Wurst den Eurovision Song Contest gewann und das Familienwirtshaus plötzlich international bekannt machte.
Helga (65) und Siegfried Neuwirth (65) verabschieden sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Seit unsere Gäste wissen, dass wir zusperren, überrennen sie uns", sagt Sigi, der in den letzten Tagen mehr Gläser verteilt als gezapft hat. Genau 360 personalisierte Stammtischkrüge gehen an die treue Stammkundschaft, die sich in den vergangenen Jahrzehnten durstig um ihren Platz verdient hat.
Auch Helga wird gefeiert – mit einem goldenen Kochlöffel und einem Kräuterkorb als Dankeschön für 40 Jahre am Herd. "Es war geplant, dass wir mit der Pension für immer Sperrstunde machen", sagt sie gegenüber "Krone".
Was früher ein bodenständiges Gasthaus war, verwandelte sich nach Conchitas ESC-Sieg im Jahr 2014 zur internationalen Pilgerstätte. Das ehemalige Jagdstüberl ist heute ein kleines Museum: Fotos, Fanpost und Geschenke stapeln sich im ganzen Haus. "Die Leute bringen uns alles Mögliche", schmunzelt Helga. Und noch immer kommen Fans aus aller Welt, nur um einmal vor dem Haus zu stehen, in dem der Paradiesvogel aufgewachsen ist.
Dabei fühlte sich Thomas in der Gaststube nie wirklich wohl. "Beim Thomas war’s schnell klar, dass er in der Gastronomie nicht glücklich wird", erzählt sie. Wenn unten gefeiert wurde, zog er sich nach oben zurück.
Die Zukunft des Hauses ist noch offen. Verkauft wird es nicht, das betonen die Neuwirths deutlich: "Die Söhne wollen das Gasthaus nicht verkaufen. Es bleibt im Familienbesitz, konkrete Umbaupläne stehen aber noch aus."
Ob Conchita selbst zum großen Abschied kommt? Leider nein. "Das wäre schön und sehr interessant, aber leider haben beide Söhne keine Zeit, um bei der Sperrstunde dabei zu sein", sagt Helga. Für sie beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt – mit mehr Zeit für Besuche in Wien. "Ich hatte immer das Gefühl, dass mir mit dem Gastro-Job zu wenig Zeit für die Kinder geblieben ist, aber das lässt sich jetzt hoffentlich alles nachholen."