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Funktionär: "Euro 2012 wurde gekauft"

Heute Redaktion
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Der ehemalige Schatzmeister des zypriotischen Fußballverbandes erhebt schwere Vorwürfe rund um die Vergabe der Europameisterschaft 2012 an Polen und die Ukraine. Bei der Wahl sollen stimmberechtigte UEFA-Funktionäre bestochen worden sein. Spyros Marangos nennt Details und gibt an, über Beweise zu verfügen.

Seit Mai 2009 versuchte Spyros Marangos, ehemaliger Schatzmeister des zypriotischen Verbandes, mit der UEFA in Kontakt zu treten, um über sein Wissen rund um die Vergabe der Euro 2012 Auskunft zu geben. Doch bislang erfolglos - zuletzt auch deswegen, weil Marangos seine Beweise persönlich an die Disziplinarkommission oder eine Justizbehörde übergeben möchte, und nicht an ein Schweizer Anwaltsbüro, wie von der UEFA in einem Ultimatum gefordert. Dies berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Nun verriet der Zypriote der italienischen Gazzetta dello Sport Details über sein Wissen. Bei der Vergabe erhielten Polen und die Ukraine überraschend acht Stimmen der zwölf UEFA-Delegierten, Italien nur vier. Bereits damals witterte die stolze Fußballnation einen Skandal und eine Verschwörung. "Ich will Gerechtigkeit - die Euro 2012 sollte nachträglich an Italien vergeben werden", erklärte Marangos.

Zeugen sollen vorhanden sein

Laut ihm wurden vier Stimmen für insgesamt 9,15 Millionen Euro gekauft: "Es gibt drei Zeugen. Einer verfolgte die Aktivitäten der involvierten Personen. Die anderen können die Summen bestätigen, die nach der Abstimmung in Cardiff ausgezahlt wurden." Er selbst begann sich in der Sache zu informieren, weil er vor der Abstimmung "seltsame Vorgänge" bemerkte.

Vier Personen sollen bestochen worden sein. "Einer nahm 3,15 Millionen Euro. Die anderen drei erhielten zwei Millionen pro Kopf - eine Gesamtsumme von 9,15 Millionen. Ich weiß, dass in Deutschland über eine fünfte Person gemunkelt wird, jedoch habe ich dafür keine Beweise."

Marangos verriet sogar Details über die Geldübergabe: "Ich kann nur sagen, dass hier in Zypern 3,15 Millionen Euro in einem großen Stoff-Teddybär versteckt waren."

Angeblich auch schriftliche Beweise

Als Beweis für seine Anschuldigungen führte er "drei Dokumente" an: "Eines ist jedoch ausreichend, um Ermittlungen in die Wege zu leiten. Ich habe keine Angst, ich möchte das durchziehen. Ich fürchte jedoch um Ehefrauen, Kinder, Freunde, Zeugen, Anwälte und auch um euch Journalisten."

Es bleibt abzuwarten, wann sich die UEFA in der Sache bewegen wird. Denn nach den bekanntgewordenen Korruptionsaffären rund um FIFA-Delegierte für die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 gerät das Funktionärswesen der Fußballverbände weiter in Verruf.

Jörg Michner