Andreas Gabalier ist bekannt für klare Worte – nicht nur in seiner Musik, sondern auch, wenn es um die politische Kultur geht. Er sieht mit Sorge, wie sich der Umgangston in der Gesellschaft verschärft hat. "Wir haben verlernt, gesund miteinander zu diskutieren", sagt er gegenüber der deutschen Zeitung "Welt".
Schwarz oder weiß, links oder rechts – für ihn gibt es kaum noch eine "gesunde Mitte". Früher habe es zwar unterschiedliche Meinungen gegeben, doch man sei respektvoll miteinander umgegangen. Heute hingegen bestimmen Lautstärke und Beleidigungen die Debatten.
Für Gabalier trägt die Politik eine große Mitverantwortung. "Jeder Politiker, der loswettert, denkt, er spricht für die ganze Nation. Das ist doch ein Horror", kritisiert er. Statt Lösungen zu bieten, würden viele Politiker den Ton der gesellschaftlichen Spaltung noch verstärken.
Ein weiteres Problem sieht er in den sozialen Medien. Die Jugend informiere sich fast ausschließlich dort und bewerte Themen oft nur oberflächlich. "Überschriften reichen, und schon wird gewertet." Die Konsequenz: Eine normale Gesprächskultur werde unmöglich, weil kaum noch jemand in die Tiefe gehe. Zudem würden Medien Inhalte aus sozialen Netzwerken unkritisch übernehmen, sodass Unwahrheiten weiter verbreitet werden.
Themen wie Migration, Klimawandel und Inflation seien große Herausforderungen, die sachliche Diskussionen erfordern – doch genau diese vermisst Gabalier. Statt echter Lösungen erlebe er eine zunehmende Unsicherheit, weil viele Menschen gar nicht mehr wissen, was wahr ist und was nicht. Seine Forderung: Ein respektvollerer Dialog, der von der Politik vorgelebt werden muss.