Es geht um die Wurst: Der einzige Fleischmarkt Wiens, "f-eins", am Großgrünmarkt in der Heizwerkstraße in Inzersdorf (Liesing) steht vor dem Aus: "Die 'f-eins' Betriebs GmbH hat im Dezember 2024 die Kündigung erhalten, bis Ende Dezember 2025 müssen wir Mieter daher raus", berichtet Fleischer Herbert Steiner im Gespräch mit "Heute".
Vor fast 18 Jahren – im Dezember 2007 – wurde der Fleischmarkt mit großem Pomp und Trara im Beisein der Ex-Stadträtinnen Renate Brauner und Sandra Frauenberger (beide SPÖ) eröffnet. Die rund 1.800 Quadratmeter große Halle wurde auf einem Grundstück errichtet, das der Stadt gehört – sie diente als Ersatz für den Fleischmarkt in St. Marx. Zu den Kunden zählen Gastro-Betriebe, Großküchen, die Fleisch- und Wurstindustrie, aber auch viele Privatkunden.
Der Geschäftsführer und Gesellschafter der "f-eins", Fleischer Franz Grögl, schloss mit der Stadt (sie schoss 6,1 Millionen Euro zu) 2007 einen Baurechtsvertrag ab. Zusätzlich musste er sich verpflichten, den Fleischmarkt 20 Jahre lang zu betreiben: "Die Betriebspflicht endet erst am 31.12.2027, die nicht unerhebliche finanzielle Haftung bei Nichteinhaltung trifft mich als Gesellschafter persönlich", meint er.
Laut den damaligen Fördervereinbarungen mit der Stadt Wien umfasst die Betriebspflicht aber nicht nur die Fleischzerlegung und den Fleischwarenverkauf, sondern auch "Produktion, Verarbeitung, Lagerung sowie Handel und Verkauf von Lebensmitteln sowie sämtlichen Produkten im Zusammenhang mit der Gastronomie, Hotellerie und dem Lebensmitteleinzelhandel."
Aber: Die halbe Halle steht leer – statt den ursprünglich 19 Mietern gibt es nur noch sieben. Fünf Fleischer, darunter Herbert Steiner, sind verzweifelt: "Mit der Kündigung wird uns der Garaus gemacht, es werden die letzten kleinen Fleischhauer ruiniert. Obwohl rund 15 Prozent des täglich angebotenen Fleisches in Wien von hier kommen und wir etwa 450 Gastro-Betriebe beliefern. Zudem ist das hier in ganz Wien die einzige Möglichkeit zur Fleischzerlegung. Wir werden dann die einzige Metropole in Europa sein, die keinen eigenen Fleischmarkt hat", meint Steiner.
Die Crux an der Sache: Die Stadt Wien verkaufte das Baurecht für das Grundstück vor einiger Zeit an eine große Versicherung. Und diese wiederum unlängst an die Marysa GmbH. Eigentlich hätte die Stadt Wien, genauer gesagt die MA 69 (Immobilienmanagement), ein Vorkaufsrecht ziehen können – damit wäre das Baurecht wieder in städtischer Hand gewesen.
"Die Ausübung des Vorkaufsrechts wurde nach Rücksprache mit der MA 59, MA 5 und Großmarkt Wien vom Immobilienmanagement der Stadt Wien anhand wirtschaftlicher bzw. strategischer Kriterien beurteilt, auf Basis derer selbiges nicht ausgeübt wurde", heißt es dazu auf "Heute"-Anfrage von der MA 69.
Nun liegt die Zukunft des Fleischmarktes in der Hand von Marysa-Geschäftsführer Abdullah Ünal – Sohn von Etsan-Gründer Hüseyin Ünal – und sie ist völlig offen. Im Februar erklärte er in einer Aussendung: "Zukünftig soll die Nutzung weiter diversifiziert und der Fokus weniger auf die Fleischverarbeitung gelegt werden, um neue, nachhaltige Geschäftsfelder zu ermöglichen."
Im Gespräch mit "Heute" meint Ünal: "So, wie die Halle im Moment dasteht, ist sie nicht tragbar und hat keine Zukunft. Wir wollen eine langfristige Lösung." Derzeit würden Gespräche mit den Fleischern laufen: "Alle, die bleiben wollen, sollen uns ihr Interesse schriftlich mitteilen. Wenn sie bleiben möchten, sollen sie bleiben. Wir möchten auf jeden Fall zu einer Lösung kommen", so Ünal.