Blonde Mähne, volle Lippen – im pinken Sakko stöckelte die Angeklagte Donnerstag (15.5.) in den Saal am Wiener Landl. Ihr Outfit hätte auch auf jeder Cocktail-Party eine gute Figur gemacht. Die 36-Jährige war bereits einmal wegen Stalkings vor Gericht gestanden, kam damals aber mit einer Diversion davon. Nun soll die Angestellte einen Frisör aus Wien-Ottakring beharrlich verfolgt, zehn bis 20 Mal pro Tag angerufen haben. Doch was steckte dahinter?
Sie habe mit dem Mann eine kurze Beziehung gehabt, behauptete die Angeklagte. "Er hat sich nach seiner Scheidung 2.500 Euro von mir geborgt", sagte sie vor Gericht. Das Geld habe sie nicht zurück bekommen, deshalb habe sie ihn angerufen und sei bei ihm im Frisörsalon und bei seiner Wohnung aufgetaucht.
Der 39-Jährige stritt die Vorwürfe vehement ab, nie habe er sich Geld von der Frau ausgeborgt. Er habe sie nur ein paar Mal mit dem Auto von Serbien nach Wien mitgenommen. Eine Beziehung habe es nie gegeben, einen Kuss aber schon. "Bei der Fahrt habe ich schon gemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmt." Er habe der Serbin klar gemacht, dass er vergeben sei. Doch die 36-Jährige sei immer wieder bei ihm aufgetaucht, habe sich sogar an sein Auto geklammert. "Sie sagte, sie will unbedingt Kinder von mir. Sie ist nicht normal."
Er habe die Nummer der 36-Jährigen zwar blockiert, sie habe ihn daraufhin mit fremden Handys angerufen. "Einmal hat sie mich sogar mit dem Handy eines Kebapstand-Besitzers angerufen", so der Zeuge. Immer wieder sei sie in seinem Frisörsalon gestanden. "Er wollte sich einmal 2.000 Euro für eine Pilgerfahrt nach Mekka von mir ausborgen, als ich im Salon war", so die angeklagte Blondine.
Der Frisör stritt auch das vehement ab, doch auch bei ihm es gab Widersprüche. So habe er zwar sehr unter dem vermeintlichen Stalking gelitten, Beweise jedoch vernichtet. Denn die Chats und Anruflisten der resoluten Blondine löschte er angeblich kurz vor der polizeilichen Einvernahme. "Warum macht man das?", fragte die Richterin. "Der Inspektor hat nichts gesehen." Die Beweislage war somit dünn – wer sagte die Wahrheit?
Das will die Richterin beim nächsten Mal herausfinden. Sie vertagte die Verhandlung auf 21. August. "Nehmen Sie beim nächsten Mal die Telefonunterlagen mit", gab sie dem Frisör mit auf den Weg. "Und vielleicht können Sie noch was aus WhatsApp rausziehen." Die Unschuldsvermutung gilt, Blondine und Frisör gingen getrennt nach Hause.