Österreich

Gerichtsbeamtin las jahrelang Promi-Akten

Heute Redaktion
Teilen

Eine 52-jährige steirische Gerichtsbeamtin hat sich am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen Amtsmissbrauchs verantworten müssen: Die Frau hatte zehn Jahre lang ohne dienstliche Gründe die Daten von bekannten Persönlichkeiten aus dem elektronischen Abfragesystem der Justiz abgerufen. Sie wurde schuldig gesprochen und bekam zehn Monate Haft auf Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Seit 2002 hatte die Beamtin von insgesamt 36 Personen deren elektronische Prozess- und Gerichtsakten im System abgefragt. Von Jack Unterweger über Thomas Klestil, Rainhard Fendrich, Viktor Klima, Estibaliz C., Gerhard Berger, Hannes Kartnig, Rudolf Kirchschläger, Heinz Prüller und 2012 schließlich auch Josef F. reichte das Interesse der 52-Jährigen. Manche Akten wurden sogar mehrmals von ihr geöffnet und gelesen.

"Aus Neugierde"

"Warum macht man das?", fragte Richter Karl Buchgraber. "Aus Neugierde", meinte die voll geständige Angeklagte. "Aber das können Sie aus der Zeitung auch lesen", erwiderte Buchgraber. "Ich weiß, aber das geht schnell", sagte die Beamtin.

Sie habe gewusst, dass sie die Daten nicht ohne dienstliche Gründe abrufen darf, doch sie dachte, es würde niemand erfahren. Weitergegeben habe sie ihr Wissen nicht, selbst als seit einigen Jahren ganze Zeugenaussagen und Protokolle in elektronischer Form im System abrufbar waren.

Weiterhin im Dienst

Die Schöffen sprachen die Angeklagte schuldig des Missbrauchs der Amtsgewalt und verhängten eine zehnmonatige Haftstrafe, die bedingt auf eine Probezeit von drei Jahren nachgesehen wird. Damit entging die Beamtin einer fristlosen Entlassung, die ab zwölf Monaten Strafe nötig gewesen wäre.

Sie arbeitet mittlerweile an einem anderen Bezirksgericht. Die 52-Jährige nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.