Gesundheit

Gewalt zu Weihnachten – diese App sendet stillen Notruf

Mit der Smartphone App "DEC112" kann die Polizei im Notfall unauffällig alarmiert werden. Download und Verwendung sind kostenlos.

Sabine Primes
Mit der App können Betroffene schnell und unauffällig Hilfe rufen.
Mit der App können Betroffene schnell und unauffällig Hilfe rufen.
Getty Images

"Der Stille Notruf kann Leben retten und ist gleichzeitig ein direkter Draht zur Polizei, um Frauen vor Gewalt zu schützen", sagt Innenminister Gerhard Karner am 21. Dezember 2022 in Wien. Seit 1. März 2022 kann über die Smartphone App DEC112 ("Digital Emergency Call") ein "Stiller Notruf" zur Polizei abgesetzt werden. Mit einem "Stillen Notruf" kann bei akuter Gefahr (häuslicher Gewalt) die Polizei verständigt werden, wenn ein Sprach- oder textbasierter Notruf nicht möglich ist. Die  Leitstelle schickt dann eine Polizeistreife zur notrufenden Person.

Der "Stille Notruf" ist Teil des Gewaltschutzpakets der Bundesregierung und soll vor allem Frauen vor körperlicher Gewalt in der Privatsphäre schützen. HIER gibt es alle Informationen über die App. Download ist über den Google Play-Store oder Apple Store möglich. 

Kommunikation auf ein Minimum beschränkt

Der "Stille Notruf" kann nahezu unbemerkt ausgelöst werden, da die Kommunikation auf ein Minimum beschränkt wird. Bei der Registrierung ist die Angabe der genauen Adresse wichtig. Denn bei einem mehrstöckigem Haus ist Hilfe nur schwer möglich, wenn Stiege, Stock und Tür nicht bekannt sind. Wird der "Stille Notruf" gesendet, werden zusätzlich im Hintergrund automatisch wichtige Daten übertragen. Dazu gehören neben der Adresse auch die GPS-Standortinformationen sowie zusätzlich in der App hinterlegte Daten.

Die persönlichen Daten werden nur in der App gespeichert. Sie werden nur im Fall eines Notrufs an die Leitstelle gesendet.  Es gibt in der DEC112 App auch einen Modus zum Trainieren von Notrufen. So kann man lernen mit der App besser umzugehen.

Bisher 13 "Stille Notrufe" abgesetzt

Derzeit sind rund 5.500 Personen in der Smartphone App DEC112 angemeldet (53 Prozent Android Geräte, 47 Prozent iPhones). Knapp 1.000 sonstige Notrufe (Feuerwehr, Rettung usw.) wurden bisher abgesetzt. Davon sind ca. 20 Notrufe an die Nummer 112 registriert und ca. 320 an die Nummer 133.

In Österreich wurden seit 1. März 2022 13 "Stille Notrufe" abgesetzt. Bei sieben Auslösungen bestand laut dem Einsatzleit- und Kommunikationssystem (ELKOS) ein aufrechtes Betretungsverbot nach § 38a SPG, bei drei Einsätzen handelte es sich um eine akute Gefahrensituation.

Vorfall vom Mai 2022 im 20. Wiener Gemeindebezirk

Im Mai 2022 ging ein stiller Notruf über das Leitsystem ein. Im Rahmen der textbasierten Kontaktaufnahme mit der Polizei stellte sich heraus, dass eine Frau in ihrer Wohnung von ihrem Ehemann bedroht wurde. Zeitgleich und automatisiert wurde ein Streifenwagen der Wiener Polizei an die Einsatzadresse beordert. Noch vor Eintreffen der Exekutive verließ der Gefährder die Wohnung. Durch die Einsatzkräfte erfolgte die Kontaktaufnahme mit der bedrohten Frau.

Das DEC112 Notruf-System wird ständig in Kooperation mit dem Verein DEC112 um neue Funktionen erweitert. Derzeit gibt es bereits die Version 2.0 der Smartphone App DEC112, für die Zukunft sind weitere Verbesserungen der Bedienerfreundlichkeit und Barrierefreiheit geplant. Die Integration von weiteren Rettungs- und Feuerwehr Leitstellen verbessert zudem die Servicequalität.

Daten zum Gewaltschutz 2022

Mehr als 13.300 Betretungsverbote bzw. Annäherungsverbote wurden bis Ende November 2022 ausgesprochen. Bis Ende November wurden mehr als 10.000 Gefährder zur Gewaltprävention vorgeladen sowie knapp 170 sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen durchgeführt, beinahe eine Verdreifachung zum Vorjahr.

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