Die Vorfälle betreffen den Zeitraum von 2017 bis 2020 und hängen laut SOS-Kinderdorf mit dem Fehlverhalten zweier Führungskräfte zusammen. Wie die APA berichtet, kam es damals zu "Fällen von physischer und psychischer Gewalt und Fehlern in der Leitung", wie die Organisation einräumte.
Aus Gründen des Opferschutzes und Datenschutzes werden keine weiteren Details genannt. Vier dieser Fälle wurden bereits Ende November 2021 an die Kinder- und Jugendhilfe gemeldet, ein weiterer Fall folgte im August 2022.
Bisher lag bei der Staatsanwaltschaft in dieser Angelegenheit nichts vor, gab Sprecher Hansjörg Mayr auf APA-Anfrage bekannt. Jetzt werde geprüft, ob ein Anfangsverdacht besteht. Sollte das der Fall sein, werden Ermittlungen eingeleitet.
Die betroffenen Fälle in Imst sowie jene in Moosburg wurden laut SOS-Kinderdorf intern aufgearbeitet. In Imst hat man sich daraufhin von den betroffenen Führungskräften getrennt. Der Standort arbeitet mittlerweile unter neuer Leitung und in einer modernisierten Struktur.
Zusätzlich gibt es jetzt verschiedene Meldestellen, Ombudsstellen für ehemalige Betreute und eine anonyme Whistleblower-Plattform. Seit Jänner 2023 gilt außerdem eine neue verbindliche Kinderschutzrichtlinie, teilt die Organisation mit. Die Ergebnisse der damaligen internen Aufarbeitung werden nun von einer unabhängigen Kommission überprüft. In der kommenden Woche sollen dazu weitere Details bekanntgegeben werden.
Das Büro von Tirols Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) erklärte gegenüber der "TT", dass die Kinder- und Jugendhilfe vom SOS-Kinderdorf im Jahr 2021 über "verbales pädagogisches Fehlverhalten" informiert wurde. Ein Mitarbeiter wurde daraufhin fristlos entlassen. Die Organisation habe zudem über "gesetzte Qualitätssicherungsmaßnahmen zum Kindeswohl und zu Aufarbeitungsprozessen berichtet". Weitere Fälle seien dem Land nicht bekannt. Man bemühe sich jedenfalls um Aufklärung und werde das Gespräch mit der Leitung in Imst suchen.
Nach schweren Vorwürfen gegen das SOS-Kinderdorf in Moosburg bei Klagenfurt hat die Institution am Mittwoch eine "externe Evaluierung der Aufarbeitungsprozesse" angekündigt. Die Wiener Wochenzeitung "Falter" berichtete am Dienstag über schwere Anschuldigungen: Kinder und Jugendliche sollen über Jahre hinweg misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein. Die Causa sei unter den Teppich gekehrt worden.
SOS-Kinderdorf betonte dazu: "Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jahr 2020 wurde eine umfassende Bearbeitung eingeleitet." Die Organisation habe sich von Führungskräften getrennt und die Vorfälle "mit Hilfe externer Unterstützung umfassend aufgearbeitet". Die Vorwürfe, die sich auf die Jahre 2008 bis 2020 beziehen, wurden in einer Studie festgehalten, die SOS-Kinderdorf selbst in Auftrag gegeben hatte. Die Ergebnisse dieser Studie wurden allerdings nicht veröffentlicht.
Mittlerweile hat die Oberstaatsanwaltschaft Graz klargestellt, dass "die angeführte Studie von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt beigeschafft werden wird". Die Strafsache wird als berichtspflichtig eingestuft, weil "wegen der Bedeutung der aufzuklärenden Straftaten ein besonderes öffentliches Interesse besteht".