Ukraine

"Gnom" soll Russen schlagen – Ukraine zeigt Hightech

In Kiew wurde die Kooperationsplattform "Brave1" und neue Hightech-Waffen, made in Ukraine, vorgestellt. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein.

20 Minuten
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow in einem britischen "Challenger 2"-Kampfpanzer.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow in einem britischen "Challenger 2"-Kampfpanzer.
IMAGO/Cover-Images

Waffennarren und Tech-Nerds kamen hier auf ihre Kosten: In Kiew hat das ukrainische Verteidigungsministerium zusammen mit anderen Ministerien ein Portal für Verteidigungstechnologien vorgestellt: Auf "Brave 1" können ukrainische Techfirmen und private Tüftler ihre Projekte eingeben und finanzieren lassen. Die ersten der Eigenbau-Waffen, die die Zukunft der Kriegsführung mitbestimmen sollen, wurden nun präsentiert. Die Schweizer Ukraine-Reporterin Ann Guenter von "20 Minuten" hat sie sich angesehen.

"Wer auch immer eine Idee hat, hat hier eine Anlaufstelle, die staatlich unterstützt wird", sagte Verteidigungsminister Oleksij Resnikow in einer Rede. Die Ukraine habe keine andere Wahl, als eine innovative Armee zusammenzustellen: "Wollen wir Russland schlagen, das mehr Ressourcen und Manpower hat, brauchen wir nicht nur Unterstützung unserer Verbündeten, sondern eigene Innovationen und Technologien."

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    Einer der Stars der Veranstaltung: die Toloka-Unterwasser-Torpedo-Drohne, ein unbemanntes Unterwasserfahrzeug (UUV), mit…
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    20 Minuten / Ann Guenter

    "Seid kühn, seid wie das Silicon Valley!"

    Dabei fielen durchaus selbstkritische Töne. Die ukrainische Bürokratie sei noch von den starren Abläufen aus Sowjetzeiten geprägt. "Aber wir lernen dazu", so Resnikow. Früher habe man bei einer Projekteingabe Hunderte Formulare ausfüllen und bis zu zwei Jahre warten müssen.

    Mit der neuen Plattform brauche es fünf Formulare und eine Antwort werde innert eineinhalb Monaten gegeben. "Seid kühn, seid wie das Silicon Valley!", rief der Verteidigungsminister in den voll besetzten, in blaues Licht getauchten Saal – eigentlich die Tiefgarage eines Kongresszentrums.

    Eine Handvoll Firmen stellten ihre Prototypen aus: Aufklärungs- und Unterwasserdrohen, Minen, eine mobile Drohnenabschuss-Rifle und der "Gnom", ein kleines, robustes Fahrzeug mit einem montierten Gewehr, das per Fernbedienung oder via Drohne aktiviert wird – siehe Bildstrecke oben. Es wird bereits an der Front getestet.

    "Wachsende Bedeutung von Drohnen und ferngesteuerten Waffen"

    "Das bestätigt die wachsende Bedeutung von Drohnen und ferngesteuerten Waffen in den aktuellen Konflikten", sagt Waffen-Experte Marc Finaud vom "Geneva Centre for Security Policy" in Genf gegenüber "20 Minuten". Dies entbinde Regierungen und Unternehmen jedoch nicht von der Einhaltung internationaler Normen in Bezug auf einige Waffen, die durch Verträge verboten oder durch das humanitäre Völkerrecht geregelt seien.

    Sein Arbeitskollege Jean Marc Rickli stimmt zu und fügt an: "Die Ukrainer haben ein hohes Maß an Flexibilität bei der Umwandlung ziviler Technologien für Sicherheits- und Militärzwecke bewiesen." Der Einsatz von Aufklärungsdrohnen und "fliegender Artillerie" sei ein Beispiel dafür.

    Es ist kein Zufall, dass die ukrainische Regierung diesen Anlass mit viel Gedöns vorstellte. Die PR in eigener Sache ist auch vor dem Hintergrund der bald erwarteten ukrainischen Gegenoffensive zu sehen. Diese lässt auf sich warten – vor allem wegen eklatanten Munitionsmangels und des noch nassen Wetters.

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      Evgeniy Maloletka / AP / picturedesk.com