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"God of War Ragnarök" anzockt – Kratos stärker denn je

Bereits am 9. November geht das nordische Abenteuer von Kratos und Atreus weiter. "Heute" durfte "God of War Ragnarök" bereits starten und anspielen.

Rene Findenig
Rund acht Stunden "Gof of War Ragnarök" haben wir hinter uns – und es spielt sich fantastisch.
Rund acht Stunden "Gof of War Ragnarök" haben wir hinter uns – und es spielt sich fantastisch.
PlayStation

Vor vier Jahren und noch auf der PlayStation 4 zeigte sich Kratos im neuen Serien-Auftakt "God of War" nicht nur im mythischen Norden und als Vater, sondern auch ganz anders als der immer wütende Kriegsgott auf Rachefeldzug. Umso gespannter wird die Fortsetzung "God of War Ragnarök" erwartet, immerhin geht es nun nicht nur auf die neue PlayStation 5, sondern auch die Geschichte um den Krieger auf der Suche nach Frieden und zu einem verantwortungsbewussten Vater weiter. Nach den Geschehnissen des Vorgängers samt bombastischen Enthüllungen am Ende freuen sich da Spieler auf ein neues Action-Feuerwerk ebenso wie auf eine tiefgründige Geschichte und neue Einblicke in eine ihre Lieblingsfiguren.

Mit seinem Sohn Atreus wartet in "God of War Ragnarök" der titelgebende drohende Untergang der Welt. Schon vor dem Release am 9, November durften wir erneut in die Rolle des Gespanns schlüpfen und den Auftakt rund acht Stunden lang anspielen. Über weite Teile bekommt man da Gewohntes aus dem Vorgänger geliefert, und das ist eine ausgezeichnete Nachricht. Aber auch die eine oder andere Neuerung wartet auf die Spieler. Diese sind besonders im Kampf präsent, bei der Handlung wiederum stehen wieder Kratos und Atreus sowie ihre Beziehung zueinander im Mittelpunkt. Da wir nichts spoilern wollen, verraten wir in unseren Anspiel-Eindrücken aber so gut wie nichts aus der Handlung des Games. 

Auf der Suche nach Antworten beginnt ein neues Abenteuer

Was bekannt ist: "Gof of War Ragnarök" setzt nicht direkt nach "Gof of War" an, sondern ließ einige Jahre des eisigen Fimbulwinters ins Land ziehen. In der nordischen Mythologie kündigt dieser das kommen von Ragnarök und den Untergang der Welt an. In diesen frostigen Zeiten hielten sich Kratos und Atreus bedeckt und versuchten, sich vor den Göttern des Nordens zu verstecken und sich auf das Kommende vorzubereiten. Das sowohl in familiärer, als auch in kämpferischer Hinsicht. Während aus dem Kind Atreus ein Jugendlicher geworden ist, wuchs das Gespann zwar zu einer Familie zusammen, so richtig harmonisch geht es aber immer noch nicht zu. Schuld daran ist nicht nur die Pubertät des Sohns.

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    Kratos und Atreus müssen in "God of War Ragnarök" jede der neun Welten der...
    Kratos und Atreus müssen in "God of War Ragnarök" jede der neun Welten der...
    PlayStation

    Auch magische Kräfte sind in Atreus erwacht, und weder hat er die volle Kontrolle darüber, noch kann sich sein Vater die Magie wirklich erklären. Schnell wird dem Vater-Sohn-Gespann zu Beginn klar: Sie brauchen Antworten von Experten, und als solcher soll der nordische Gott Tyr befragt werden. Um ihn zu finden, startet eine neue und gefährliche Reise, die dieses Mal durch alle der neun Welten der nordischen Mythologie führen soll. Dabei darf man gleich zu Beginn staunen, denn wir betreten direkt nach dem Auftakt mit Svartalfheim die bisher unbekannte Welt der Zwerge. Dabei fällt auch gleich die noch schönere Grafik auf, die Technik der PlayStation 5 sorgt für ein Detailfeuerwerk mit beeindruckenden Licht-Effekten.

    Noch mehr Tiefgang, noch mehr Story, noch mehr Emotionen

    Beim Erkunden und Entdecken der Spielwelt selbst zeigte sich bisher nicht viel Neues: Wieder darf man recht frei in einem offenen und sehr großen Hauptgebiet seine Wege selbst wählen, stößt aber durch Missionen und Nebenmissionen immer wieder an abgegrenzte Bereiche, die sich wohl erst mit dem Fortschritt im Spiel freischalten werden. Innerhalb von Regionen, an denen man wieder per Boot anlegen darf, geht es dann oftmals wieder linearer zu, die Macher haben dies aber durch geschickt gesetzte, "natürliche" Begrenzungen harmonischer wirken lassen. Eine fantastische Arbeit liefern einmal mehr die Sprecher ab. Egal ob auf Englisch oder Deutsch, sie sorgen regelmäßig für Gänsehaut und ganz große Emotionen.

    Auch die Beziehung zwischen Atreus und Kratos wird wieder mit feiner Klinge herausgearbeitet, wobei auch hier noch mehr Tiefgang Einzug hält. Kratos, teils noch immer von Schuldgefühlen geplagt, müht sich sichtlich ab, seinem Sohn mehr Freiräume zu geben. Atreus wiederum hat gelernt, besser auf seinen Vater zu hören, will sich aber dennoch bereits als Mann beweisen und ihn stolz machen. Schon zum Spielstart zeigt sich, dass das zu erneuten Eskalationen führen dürfte. Das Spiel schafft es indes gigantisch gut, erneut die Emotionen des Spielers zu wecken und die Charaktere noch stärker an die Spieler zu binden. Geht es so in Sachen Story und Technik weiter, wird "God of War Ragnarök" problemlos ein Game-Hit.

    Selbst Nebenmissionen werden zu einem Star im Spiel

    Beim Gameplay selbst ist dafür in Sachen Erkunden und Herumreisen nichts verändert worden. Jede Region verfügt über verschiedene Gegnertypen, mit denen man sich wieder nach Herzenslust prügeln darf, dazu kommen immer wieder abwechselnde lineare Gebiete und offenere Regionen, in denen das eine oder andere Geheimnis entdeckt werden kann. Auch kleinere Rätsel gibt es wieder. Sie zeigen sich erneut sehr simpel und stoßen den Spieler fast schon mit der Nase auf die jeweilige Lösung, zeigen aber dafür etwas mehr Abwechslung und Kreativität. So muss man an einer Stelle etwa getimt Heißwasser-speiende Geysire mit der Axt einfrieren, indem man das eiskalte Beil in die Fontänen schleudert.

    Eine Spur mehr Abwechslung zeigt das Game auch bei den Levelgestaltungen. Nicht mehr warten nur Dutzende Standard-Feinde auf unser Duo, bis man sich zum Boss durchgekämpft hat, auch taucht öfters mal ein Miniboss oder Hauptboss einfach hinter der nächsten Ecke auf. Und das Abbiegen vom Weg lohnt sich auch hier, denn die Macher dürften noch mehr optionale Aufgaben und Feinde als im Vorgänger versteckt haben. Auch Sammelgegenstände gibt es wieder jede Menge. Und: Nebenmissionen fallen nun zeitintensiver aus, erzählen aber überraschend ausführliche und gut gemachte Geschichten, zeigen sich spielerisch abwechslungsreicher und sind ein Muss statt simpler Zeitvertreib geworden.

    Bei den Bossen gibt es nun deutlich mehr Abwechslung

    Im Kern blieb auch der Kampf in der bekannten Form erhalten. Spieler dürfen wieder mit Leviathan-Axt und Chaos-Klingen zuschlagen, leichte und schwere Angriffe ausführen und Blocken sowie Ausweichen. Der vom Spieler gesteuerte Kratos wird dabei wieder von den Pfeilen seines Sohnemanns im Kampf unterstützt. Das spielt sich ausgezeichnet und flüssig wie eh und je. Neu sind aber vermehrt auch Feinde, die sich durch die Lüfte schwingen. Und: Das Block-System zeigt sich etwas ausgeklügelter. Sitzt das Timing richtig, können wir viele (nicht alle!) Attacken abwehren und den Gegner damit kurz ins Straucheln bringen, um zum Gegenangriff überzugehen. Da kommt sogar eine Prise Feeling wie von "Elden Ring" auf.

    In Sachen Bosse warten nun offenbar vermehrt komplett unterschiedliche Feinde statt Walküren und Trolle am laufenden Band. Und auch hier weh etwas "Souls"-Luft, denn die bisher erlebten Bosse von einem Krokodil-Koloss bis zu einer Zentauren-Jägerin bewegen sich und attackieren uns vollkommen unterschiedlich in Hinsicht auf Tempo, Angriffsmuster und Verteidigungen. Wichtiger wird es da, wirklich die Muster der Feinde zu erlernen, denn je nach Können und Schwierigkeitsgrad reicht einfaches Drauflosprügeln nicht mehr aus. Zu einem Hit macht Kämpfe übrigens auch der DualSense-Controller mit immersiven Vibrationen und dem haptischen Feedback beim Axt- und Ketten-Einsatz.

    Kleinere Verbesserungen bei den Skills und Bewegungen

    Eine kleine Neuerung wartet auch beim Bewegen zwischen den Gebieten, das haben auch Game-Trailer bereits gezeigt. So darf man sich als Kratos mit den Chaosklingen über Abründe schleudern oder kleinere Hügel erklimmen. Das nimmt allerdings keine Formen an, in denen man förmlich durch die Landschaften fliegt. Schließlich nutzen die Entwickler die Geh- und Kletter-Passagen auch wieder dazu, Dialoge vor allem zwischen Vater und Sohn geschehen zu lassen und damit die Handlung voranzutreiben. Apropos Geschicklichkeit: "God of War Ragnarök" bietet ein ganzes Arsenal an Optionen für die Barrierefreiheit an, damit jeder Spieler Spaß haben kann. Auch ein zusätzlicher, besonders leichter Modus kommt dazu.

    In Sachen Skill-System erprügelt man sich wieder durch die Erfüllung von Bedingungen, die fast nebenher im Spielverlauf erfüllt werden, sowie durchs simple Besiegen von Feinden, Punkte und Verbesserungen. Verbesserungen verstärken wieder unsere Fähigkeiten, Punkte schalten erneut neue Fähigkeiten und Angriffe frei. Neu dabei ist, dass wir dies für Atreus und Kratos nun getrennt voneinander tun dürfen. Einmal mehr dürfte aber gelten: Mit dem ganz normalen Durchspielen dürfte man genug Skills freischalten, um die Skill-Trees gut ausfüllen zu können. Wer wirklich jede einzelne Fähigkeit freischalten will, wird aber wohl wieder alle optionalen Aufgaben erfüllen und ein paar Extra-Wege im Spielverlauf gehen müssen. 

    "God of War Ragnarök" macht Kratos stärker denn je

    Die wirklich großen Neuerungen in "God of War Ragnarök" blieben in Sachen Gameplay beim bisher Erlebten aus. Wir vermuten allerdings, dass es da noch einige Überraschungen geben könnte. Vor allem, dass die Skill-Trees der beiden Figuren nun getrennt wurden, lässt uns spekulieren, ob Vater und Sohn vielleicht nicht auch mal getrennte Wege gehen werden und wir dabei Atreus steuern dürfen. Natürlich handelt es sich dabei um reine Spekulation. Bisher bestätigt haben sich nur die kleinen Schrauben, an denen gedreht wurde, etwa mit dem vertikaleren Erkunden und den Kämpfen, die etwas mehr Taktik ermöglichen. Auch die Boss-Vielfalt hat zugenommen, das war noch einer der Hauptkritikpunkte am Vorgänger.

    Doch auch wenn sich vieles in "God of War Ragnarök" bekannt spielt, es spielt sich einmal mehr fantastisch. Die Grafik ist eine Wucht, die Steuerung schnell und präzise wie man sie kennt und die Darstellung ein gelungener Mix aus eindrucksvollen Schauplätzen und spektakulären Kämpfen. Außerdem darf man noch intensiver hinter die Maske des einst so zornerfüllten Kriegers blicken und schon die ersten Spielminuten fahren ein Feuerwerk der Gefühle auf. "God of War Ragnarök" dürfte Kratos nun stärker denn je machen. Nicht nur kämpferisch, sondern vor allem als Vater-Figur, Held voller Gefühle und Protagonist, für den man vor Jahren kaum glaubte, allzu große Sympathien entwickeln zu können.