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Gottwald über Missbrauch: "Waren Opfer und Täter"

Heute Redaktion
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Felix Gottwald sammelte 18 Olympia-Medaillen für Österreich, auch er war ein Zeuge des sexuellen Missbrauchs und der Gewalt. Nun spricht die Sport-Legende.

Ex-ÖSV-Läuferin Nicola Werdenigg löste mit ihren Schilderungen von sexueller Gewalt im österreichischen Skisport eine Lawine an Reaktionen aus. Immer mehr Opfer und Zeugen trauen sich mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit. Zuletzt schockten Enthüllungen von perfiden Praktiken im Skigymnasium Stams und der Skihauptschule Schladming für Entsetzen.

Der Missbrauchs-Skandal erreichte selbst den heimischen Fußball. Ex-Bundesliga-Kicker und ORF-Experte Peter Hackmair sprach im Gespräch mit Profil Klartext, dass "Pastern" im Fußball üblich war.

Gottwald: "Wir waren Opfer und Täter"

Nun meldet sich auch Legende Felix Gottwald zu Wort. In der Nordischen Kombination sammelte der 41-Jährige insgesamt 18 Medaillen bei Olympischen Spielen. Der Salzburger äußerte sich in seinem Blog zu den Übergriffen im Skigymnasium Stams.

"Ja, es gab sie, diese demütigenden und entwürdigenden Rituale, Pastern und ein paar andere – aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbare – brutale Machtdemonstrationen der Älteren, Kräftigeren, Mächtigeren gegenüber Jüngeren, Schwächeren, Ohnmächtigen. Diese Unterwerfungsrituale waren Internatsalltag, keine Einzelfälle. Einzelfall wäre eher, wenn es tatsächlich jemand nie mitbekommen oder nicht selbst verspürt haben sollte", schreibt Österreichs erfolgreichster Olympia-Sportler.

"Rituale zur Herstellung von Rangordnung"

Die Rituale sollen aber mit der Zeit immer mehr verschwunden sein: "So wurde, in Stams und wohl auch in anderen Internaten, die Rangordnung hergestellt – und weil wir ja Täter und Opfer gleichermaßen waren, stiftete die Geheimhaltung auf eine Art und Weise auch die Verschworenheit einer Schicksalsgemeinschaft. Gegen Ende meiner Zeit in Stams, so hatte ich jedenfalls den Eindruck, trug das Engagement des damaligen Heimleiters gegen die Art von Übergriffen Früchte und Pastern als Ritual war abgeschafft. Jetzt, knapp 30 Jahre später, wird Bewusstseinsarbeit geleistet. Das ist gut, richtig und wichtig. Spät ist besser, als gar nie"

Wer den Überblick verloren hat, hier aktuelle Geschichten zum Thema:



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(Heute Sport)

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