Sport

Gradwohl flüchtet vor Dopingsperre mit Rücktritt

Heute Redaktion
14.09.2021, 17:10

Um einer möglichen Dopingsperre zu entgehen, gab heute die ehemalige Marathonrekordhalterin und Olympiateilnehmerin Eva-Maria Gradwohl ihren Rücktritt vom Profisport bekannt.

Die Optik ist schief. Sie gleicht einem Geständnis. Eva-Maria Gradwohl (37), eine der beiden besten Marathon-Läuferinnen im Land, stand voll im Training

für die Leichtathletik-EM in Barcelona (Sp, ab 27.7.). Jetzt läuft sie dort nicht mit. Mehr noch: Sie läuft nie wieder ein Rennen.

Sie gewann vier Mal in Folge den Linz-Marathon, war Halterin des österreichischen Rekords über diese Strecke und nahm an den Olympischen Spielen teil. Doch über Eva-Maria Gradwohls Leistungen hing ständig der Dopingverdacht. Nicht zuletzt deshalb, weil die 37-Jährige die Lebensgefährtin von Ex-ÖSV-Coach Walter Mayer ist, der wegen Dopingvorwürfen bereits in Untersuchungshaft saß. Dieser soll auch mitverantwortlich für ihren überraschenden Rücktritt sein. Denn mit dem Sieg in Linz vor rund einem Monat wäre Gradwohl eigentlich für die Europameisterschaft in Barcelona qualifiziert gewesen.

Eklat im Kroatien-Urlaub

Zum Eklat soll es am letzten Donnerstag während ihres Urlaubs in Kroatien gekommen sein. Gradwohl wurde dort von den Dopingkontrolloren aufgesucht. Lebensgefährte Mayer soll laut Medienberichten daraufhin die Inspektoren beschimpft haben, die Athletin weigerte sich danach eine Dopingprobe abzugeben. Gradwohl beschreibt auf ihrer Homepage den Vorfall folgendermaßen: "Ich wollte nicht die geplante Bootsfahrt mit Freunden verschieben, ich wollte einfach meinen Urlaub und meine Freizeit genießen, aber das ist als Leistungssportlerin nicht möglich. Ich habe die Dopingkontrolle abgebrochen, was ein klarer Regelverstoß ist und somit muss ich auch die Konsequenzen tragen."

"Ich bin es leid"

Die NADA leitete wegen der Weigerung einen Dopingtest zu machen ein Verfahren gegen Gradwohl ein, das wohl eine Sperre nach sich gezogen hätte. Doch die Steirerin gab heute ihren Rücktritt bekannt, wodurch sie den Sanktionen entgehen wird. "Jetzt ist es für mich genug", erklärte die 37-Jährige. "Ich bin es leid, ständig darum zu kämpfen, genügend Sponsoren aufzutreiben, um alles finanzieren zu können, verdient habe ich nichts in meiner Zeit als Profi. Ich bin es leid, meine Familie und meine Freunde immer hinten anstellen zu müssen. Ich bin es leid, jeden Tag anzugeben wo ich bin, was ich mache und eine Stunde meines Tages zu warten, ob die Dopingkontrolle kommt. Ich bin es leid."

"Es gibt viele Neider und wenig Geld"

Zu guter Letzt schimpfte Gradwohl auch noch über die Ausbeutung der Profisportler: "Man lernt auch schnell, dass der Spitzensport nicht anderes als ein gewinnorientiertes Business ist, wo 99 Prozent der Sportler nur Arbeiter sind. Es gibt viele Neider und wenig Geld. Staatliche Förderungen für eine österreichische Läuferin sind so gut wie gar nicht vorhanden, nur Regeln, denen man sich unterordnen muss."

Aufregung auch um Steffi Graf (37)

55 Aushängeschilder des heimischenSports hatten wegen der unklaren Dopingvergangenheit der Kärntnerin die Sporthilfe aufgefordert,Graf die Niederlegung ihrer Funktionen nahezulegen. Die Olympia-Zweite über 800 Meter (2000) trat jetzt als Athletenvertreterin zurück.

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