"Dachte, es sind Blumen"

Gras-Plantage neben Friedhof – Trio muss ins Gefängnis

Ein 59-Jähriger wollte im Weinviertel Gras züchten – ausgerechnet neben einem Friedhof. Jetzt müssen drei Männer ins Gefängnis.
Christoph Weichsler
22.07.2025, 22:59
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Mitten im idyllischen Weinviertel wollte ein 59-jähriger Handwerker das große Geld machen – mit einer illegalen Indoor-Cannabisplantage. Dafür mietete er im Sommer 2024 ein leerstehendes Haus in einer Ortschaft im Bezirk Korneuburg – berichtet der "ORF". Die Lage schien ideal: abgelegen, ruhig – und direkt neben einem Friedhof.

"Ich dachte, da kommt niemand hin. Ich wollte ungestört arbeiten", erklärte der Mann am Dienstag (22. Juli) vor dem Wiener Landesgericht. Doch der Plan ging nach hinten los. Denn der Friedhof erwies sich als alles andere als ruhig. "Es gab jeden Tag Beerdigungen, da waren ständig Leute. Deswegen habe ich das Projekt dort aufgegeben."

Zweiter Versuch – mit professioneller Anlage

Der Mann gab sich aber nicht geschlagen. Wenige Wochen später suchte er sich ein neues Objekt – diesmal in einer Marktgemeinde im Bezirk Mistelbach. Wieder mietete er das Haus unter falschem Namen, wieder richtete er eine professionelle Indoor-Anlage ein. Dieses Mal lief alles wie geplant – zumindest eine Zeit lang.

Am 23. Jänner 2025 war Schluss mit dem Versteckspiel: Zeitgleich stürmten Ermittler beide Standorte und führten gerichtlich bewilligte Hausdurchsuchungen durch. Das Ergebnis war eindeutig: In Mistelbach wurden über 700 blühende Cannabispflanzen sichergestellt, beim Friedhof standen immerhin noch 337 Pflanzen. Drei Personen wurden festgenommen.

Finanzkrise führte zum Drogen-Geschäft

Der Hauptangeklagte war früher ein selbstständiger Handwerker mit gut laufendem Betrieb. Doch nach eigener Aussage geriet er in finanzielle Not. "Ich war verzweifelt wegen der Finanzkrise, und ich wollte etwas machen, womit ich schnell Geld verdienen kann."

Dass er das Handwerk beherrscht, zeigte sich auch an der technischen Umsetzung: Als ausgebildeter Elektriker manipulierte er den Stromzähler im Haus, um die enormen Stromkosten der Lampen und Belüftungssysteme zu umgehen.

"Ich dachte, es sind Blumen"

Für die erste Plantage hatte sich der 59-Jährige Hilfe geholt: Ein 37-jähriger Mann mit dringendem Geldbedarf betreute die Anlage für 1.000 Euro im Monat – plus Essen und Unterkunft. Was er da eigentlich genau machte, sei ihm lange nicht klar gewesen, sagte er vor Gericht.

"Da waren Blumentöpfe, Schachteln, kleine Pflanzen. Ich habe gegossen und mit dem Schlauch bewässert", schilderte der Mann. Erst als die Pflanzen größer wurden, sei ihm klar geworden, dass es sich um Cannabis handelte. "Ich habe nie geraucht, nie etwas mit Drogen zu tun gehabt."

Vorstrafen, Eigenkonsum und Gras-Deal

Anders der zweite Helfer: Ein 31-Jähriger, mehrfach vorbestraft nach dem Suchtmittelgesetz, war für die zweite Plantage zuständig. Er räumte ein, selbst ein starker Marihuana-Konsument zu sein. "Ich rauche seit zehn Jahren täglich, teilweise große Mengen", so der Angeklagte.

Laut seinen Verteidigern Alexander Philipp und Mathias Burger sei er nicht an einem kommerziellen Geschäft interessiert gewesen. Vielmehr habe er auf eine Bezahlung in Form von Cannabis gehofft: "Er sollte zwischen 500 Gramm und einem Kilo von der Ernte bekommen – für den Eigenbedarf."

Klares Urteil: Haft für alle drei Männer

Die Richter sahen die Schuld bei allen Angeklagten als erwiesen an. Der 59-jährige Betreiber, bislang unbescholten, wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, davon acht Monate unbedingt.

Der 37-jährige Gärtner erhielt 15 Monate, davon fünf Monate unbedingt. Der 31-Jährige, aufgrund seiner Vorstrafen als Wiederholungstäter eingestuft, wurde zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt.

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