Coronavirus

Grenze überschritten! Wien nach Fällen nun Corona-Rot

Wien hat die Grenze von 100 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner klar überschritten. Das bedeutet rot auf der Ampel. Warum es dennoch bei orange blieb.

Heute Redaktion
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Die Corona-Ampel müsste für die Hauptstadt Wien auf Rot umgeschalten werden.
Die Corona-Ampel müsste für die Hauptstadt Wien auf Rot umgeschalten werden.
iStock

Die Lage spitzt sich zu. Insgesamt 813 Corona-Neuinfektionen wurden – wie berichtet – von Freitag auf Samstag bei den Gesundheitsbehörden eingemeldet. 432 davon entfielen alleine auf Wien. Dieser Wert liegt erschreckend nahe am bisherigen Höchststand von 444 Fällen im März. Auch über die gesamte letzte Woche betrachtet war der Trend ein beunruhigender. In der vergangenen Woche schnalzte die Bundeshauptstadt in der 7-Tages-Inzidenz auf 116,5 Fälle nach oben.

Zieht man nur diesen Wert heran, hätte die Ampelkommission Wien (und auch Innsbruck) mittlerweile auf Rot schalten müssen.

Nach einer "Risikoadjustierung" blieb es aber bei orange. Für die Ampelfarbe (Rot bei über 100 Fällen pro 100.000 Einwohner, Anm.) sind neben der Fallzahl nämlich auch andere Faktoren maßgeblich – etwa Rückverfolgbarkeit oder freie Intensivbetten.

Das renommierte deutsche Robert-Koch-Institut weist übrigens Regionen mit einer 7-Tages-Inzidenz von über 100 Fällen auf 100.000 Einwohner dunkelrot aus. Wien liegt bei 116,5.

Wie "Heute" aus brandaktuellen AGES-Daten erfuhr, stieg diese 7-Tages-Inzidenz im Bundesschnitt auf 55 Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Drei Bundesländer (Wien, Vorarlberg, Tirol) liegen über diesem MIttel. Derzeit allerdings nur die Hauptstadt über dem kritischen Wert von 100. Hier die Detail-Ergebnisse:

Blick auf alle 9 Bundesländer

Wien pro 100.000 Einwohner 116,5 Fälle

Vorarlberg pro 100.000 Einwohner 69 Fälle

Tirol pro 100.000 Einwohner 68,2 Fälle

Niederösterreich pro 100.000 Einwohner 46,1 Fälle

Oberösterreich pro 100.000 Einwohner 36,1 Fälle

Salzburg pro 100.000 Einwohner 26 Fälle

Burgenland pro 100.000 Einwohner 25,5 Fälle

Steiermark pro 100.000 Einwohner 22,7 Fälle

Kärnten pro 100.000 Einwohner 10,5 Fälle

Die Hotspots in Wien

Da Wien stets Wert darauf gelegt hat, nur gesamt betrachtet zu werden, sind die Infektionszahlen der einzelnen Bezirke strikt unter Verschluss – was VP-Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz diese Woche scharf kritisiert hat. Gegenüber "Heute" präzisiert sie: "Die Verantwortlichen der Wiener Stadtregierung, allen voran SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, müssen umgehend für Transparenz sorgen und die Missstände im Corona-Management aufklären."

Gaby Schwarz: "Als einziges Bundesland verzichtet Wien darauf, die aktuellen Infektionszahlen in den einzelnen Bezirken zu veröffentlichen. Ich fordere volle Transparenz."
VP-Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz
VP-Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz
Parlamentsdirektion/Thomas Topf

"Heute" konnte Mitte der Woche mit einem AGES-Insider sprechen, der Einblick in Detail-Daten hat.

Die meisten Neu-Infektionen wurden da in der Leopoldstadt registriert, gefolgt vom bevölkerungsreichsten Bezirk Favoriten. Dahinter: Brigittenau, Donaustadt, Landstraße, Ottakring, Floridsdorf und Liesing.

Teilweise stützen diese Zahlen einen Trend, der "Heute"-Lesern bereits seit der Vorwoche bekannt ist. Laut der Ampel-Regel (Rot bei über 100 Fällen pro 100.000 Einwohner, Anm.) hätten etwa die Leopoldstadt (201,2 Fälle pro 100.000 Einwohner) und Brigittenau (138,9) schon letzten Donnerstag auf Rot gestellt werden müssen. Favoriten (98,5) schrammte knapp an diesem Referenz-Wert vorbei. Wien jedoch wird als Bundesland gesamt behandelt, da Menschen sich aufgrund ihrer Job- und Freizeitaktivitäten nicht nur im Wohnbezirk aufhalten.

Auch Hospitalisierungen steigen

Mit wachsender Sorge beobachten Experten auch die stetig steigende Zahl an Patienten, die stationär behandelt werden müssen. In Wien waren gestern 180 an dem neuen Virus laborierenden Menschen im Spital, 51 davon auf einer Intensivstation. Mittlerweile ist die erste Covid-Station in Wien überfüllt. Das Klinikum Süd (Kaiser-Franz-Josef-Spital) nimmt keine neuen Corona-Patienten mehr auf.

550 Betten derzeit frei

Der Wiener Gesundheitsverbund stellte Samstagabend klar, dass ausreichend Betreuungskapazitäten für die Versorgung von Covid-19-Erkrankten vorhanden seien. Es stünden insgesamt 550 Betten – rund 400 auf Normalstationen und 150 im Intensivbereich – unmittelbar zur Verfügung. "Sollte der Bedarf bestehen, können weitere Kapazitäten frei gemacht werden. Auch an der Klinik Favoriten können laut Pandemieplan weitere Stationen die Versorgung von Covid-Erkrankten übernehmen. Es besteht derzeit aber kein Bedarf", so der Gesundheitsverband auf seiner Homepage.